Sommer in Bayern:Zum Abkühlen in den Supermarkt

Heiß ist es derzeit in Bayern - und das ist erst der Anfang: Ab 2050 sollen die Temperaturen deutlich ansteigen, sagen Fachleute. Im Freistaat herrscht dann italienisches Klima.

An heißen Sommertagen strömen immer mehr Menschen in Nürnbergs Geschäfte. Nicht, weil sie in der heißen Jahreszeit besonders gern einkaufen gehen, sondern weil es dort Klimaanlagen gibt. "Kühle Plätze sind rar in der Stadt. Einzelhandelsläden sind deshalb bei Hitze ein beliebter Anziehungspunkt für die Menschen", sagt Soziologe Reinhard Wittenberg von der Universität Erlangen-Nürnberg.

Der Wissenschaftler hat untersucht, wie Städter mit dem Klimawandel umgehen und dafür etwa 2500 Nürnberger Bürger befragt. Dabei stellte er auch fest: Wasserspender in Geschäften werden von den Kunden gern genutzt. "Vor allem bei Älteren und Kindern wird Dehydrierung (Austrocknung) durch den Klimawandel ein Problem werden", sagt Wittenberg. Trinkwasserbrunnen in den Städten sollten daher künftig viel häufiger aufgestellt werden.

Derzeit stiegen die Temperaturen in Bayern zwar nur um einige Zehntel bis zu einem halben Grad pro Jahr. "Ab dem Jahr 2050 ist aber ein stärkerer Anstieg zu erwarten", sagt Gerhard Hofmann vom Deutschen Wetterdienst in Bayern. Hitzerekorde wie im Sommer 2003, als Werte bis zu 37,6 Grad in Nürnberg gemessen wurden, könne es jederzeit wieder geben.

Dieses Jahr werde dieser Rekord wohl nicht übertroffen, "aber der August kann noch mal richtig warm werden", prognostiziert der Meteorologe. "Ganz Süddeutschland wird in 30 Jahren klimatische Verhältnisse haben wie heute in Oberitalien. Stellen Sie sich also vor, wie Sie Ihren Sommerurlaub verbringen und verhalten Sie sich genau so", sagt Joachim Buck vom Stadtplanungsamt Regensburg.

Auch dort läuft eines der Forschungsprojekte, die das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Jahr 2009 ausgeschrieben hatte. In bundesweit neun Kommunen werden seitdem Strategien zum Schutz vor dem Klimawandel und zur Anpassung an höhere Temperaturen entwickelt.

Um Tage mit 35 Grad im Schatten gut zu überstehen, sollte man sich ein Beispiel an den Südeuropäern nehmen: In den heißen Stunden nur im Schatten aufhalten, keine körperlichen Anstrengungen und in der Wohnung die Fensterläden geschlossen halten. Für Arbeitnehmer wären zudem flexiblere Arbeitszeiten gut, sagt Stadtplaner Buck. "Zum einen könnten Arbeitnehmer früher beginnen und dann über Mittag eine längere Siesta einlegen. Zum anderen würde sich durch unterschiedliche Arbeitszeiten die tägliche Rush Hour auf den Straßen entzerren."

Und das sei wiederum gut, um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden. Ältere Menschen in Nürnberg änderten bereits ihren Tagesablauf im Sommer, hat Soziologe Wittenberg herausgefunden: "Sie stehen früher auf als sonst, machen in der morgendlichen Kühle ihre Erledigungen und ziehen sich dann in der Mittagshitze zurück."

Einige hätten auch ihre ganz persönlichen Strategien, um sich gegen die Hitze zu wappnen: Sie hängen nasse Badetücher vor die Fenster. Menschen mittleren Alters hätten die größten Probleme an heißen Sommertagen. Vor allem auf der Fahrt zur Arbeit in öffentlichen Verkehrsmitteln oder am Arbeitsplatz litten sie.

Auch die Kleinsten müssen möglicherweise ihre Gewohnheiten an höhere Temperaturen anpassen. "Man könnte darüber nachdenken, die Schule früher beginnen und damit vor der Mittagshitze enden zu lassen", schlägt Buck vor. Denn Kinder um 13 oder 14 Uhr nach Hause zu schicken, könne in einigen Jahrzehnten unverantwortlich sein.

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