Söder wird Bayerns Finanzminister:Sieger im Wettkampf der Egoisten

Hinter den Kulissen wurde intrigiert und sabotiert, bis die CSU einen neuen Finanzminister gefunden hat: Markus Söder. Doch er ist nicht der beste Mann für den Posten, sondern der mit den kräftigsten Ellenbogen. Das zeigt nur einmal mehr: Unter Parteichef Horst Seehofer ist der CSU der Mannschaftsgeist abhanden gekommen.

Mike Szymanski

Die CSU hat eine überaus hässliche Woche erlebt. Nachdem Finanzminister Georg Fahrenschon am vergangenen Freitag seinen Rückzug aus der bayerischen Politik angekündigt hatte, haben seine Parteikollegen hinter den Kulissen intrigiert und sabotiert wie schon lange nicht mehr. Selten hat sich ein Regierungschef in Bayern dabei so blamiert, ein Ministeramt nachzubesetzen, wie jetzt Horst Seehofer. In nur sechs Tagen verheizte er mehr als ein halbes Dutzend möglicher Kandidaten. Und am Ende wird kein Mann, keine Frau vom Fach das Finanzressort übernehmen, sondern der Politiker mit den kräftigsten Ellenbogen und dem ausgeprägtesten Machtinstinkt in der Partei: Markus Söder.

Soeder wird neuer bayerischer Finanzminister

Markus Söder wird neuer Finanzminister in Bayern - als Nachfolger von Georg Fahrenschon. Der kehrt der Politik den Rücken und will Sparkassenchef werden.

(Foto: dapd)

Dessen Beförderung passt ins Bild dieser Partei. Söder ist nicht der beste Mann für den Job. Er ist nur derjenige, der im Wettkampf der Egoisten übrig geblieben ist. Unter Seehofer hat die CSU ihren Mannschaftsgeist verloren. Sie ist zu einer Partei von Ichlingen geworden. Dabei hatte sie einmal ein feines Gespür dafür, wann es an der Zeit ist, die Reihen zu schließen und die Eigeninteressen hintanzustellen. Das war einmal.

Es ist nachvollziehbar, dass Finanzminister Fahrenschon der Versuchung erlag, für viel mehr Geld einen viel ruhigeren Job zu bekommen, wie er ihn als Präsident der Sparkassen in Deutschland sicher haben wird. Bemerkenswert ist nur, mit welcher Gefühlskälte er seine CSU zurücklässt: Nach ihm die Sintflut - dabei hat die Partei dem 43-Jährigen den rasanten Aufstieg zum Finanzminister erst ermöglicht. Fahrenschon fühlt sich der Partei jedoch nicht länger verpflichtet.

Aber auch andere denken nur noch an sich, niemand mehr ans Ganze. Seehofer hätte sich auch vorstellen können, seinen durchsetzungsstarken Innenminister Joachim Herrmann ins Finanzressort zu versetzen. Aber Herrmann erklärte, er stehe nicht zur Verfügung. Und das schon zum zweiten Mal. Als Anfang des Jahres Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wegen der Plagiatsaffäre zurücktreten musste, weigerte sich Herrmann schon, als Minister nach Berlin zu gehen. Er zog die bequeme Routine vor, anstatt in der Not auszuhelfen.

Früher hätte es das in der CSU nicht gegeben. Ihr Mannschaftsgeist sicherte ihr selbst in schwierigsten Zeiten den Machterhalt. Jetzt fehlt er völlig. Das verwundert kaum. Der eigene Chef lebt es nicht anders vor. Horst Seehofer braucht nur sich, und so handelt er auch: als Solist. Er treibt seine Minister in einen Konkurrenzkampf um seine Nachfolge, allein weil er Spaß daran hat. Dann muss er sich nicht wundern, wie hinterrücks in seiner Partei getrickst und getäuscht wird und eine einfache Kabinettsumbildung aus dem Ruder läuft.

In dieser Verfassung riskiert die CSU, 2013 bei der Landtagswahl tatsächlich abgewählt zu werden. Wenn das Spitzenpersonal der Partei nur noch die eigenen Interessen im Kopf hat, werden viele Wähler ihr den Freistaat wohl kaum wieder anvertrauen wollen.

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