Es ist Mitte August, der Sommer erreicht um diese Zeit seinen Höhepunkt, zumindest der Rudi Carrellsche Sommer, wie er früher einmal war. In Italien wird ferragosto gefeiert, der 15. August und die Tage rundherum, nun sind endgültig alle Italiener am Meer oder in den Bergen und die Städte bleiben den Touristen überlassen, wenn die nicht auch gerade am Meer sind oder in den Bergen.
Ministerpräsident Markus Söder kann man im Urlaub eher am Meer treffen als in den Bergen, das hat er gerade in einem Interview mit Kindern verraten. In den Bergen sei er auch schon gewesen, aber mit der Familie fahre er häufiger mal ans Meer: „Mallorca beispielsweise oder woanders.“
Wo woanders liegen könnte, das lässt sich dem einen Tag zuvor veröffentlichten Post entnehmen, in dem der CSU-Chef seine Top-10-Reiseziele mitteilt. Die fügen sich ganz zufällig zum Bild des heimatverbundenen, aber dennoch weltläufigen Staatsmannes, der gerne mal nach New York, Südafrika oder Island fliegt und natürlich nach Istanbul, das muss er schon wegen seiner praktizierten Döner-Leidenschaft angeben. Der aber so verwurzelt ist, dass er seinen Urlaub angeblich genauso gerne auf der Fraueninsel im Chiemsee verbringt – und, aufgepasst, auf Helgoland.
Das ist bekanntermaßen nicht in Bayern, sogar am anderen Ende von Deutschland – was darauf hindeuten könnte, dass er sich im ganzen Land zu Hause fühlt? Dass er überall in Deutschland trittsicher ist? Und infolgedessen alle gut vertreten könnte? Und schon ist man drin in der wildesten Kanzler-Spekulation, versehentlich natürlich, nichts läge Söder ferner, also so etwas zu befeuern. Und wenn nun schon wieder eine Umfrage herausbekommen haben will, dass Söder vorne läge, dürften die Deutschen den Kanzlerkandidaten der Union bestimmen, dann wird er doch gelegentlich darauf hinweisen dürfen.
Wer soll auch wegwollen aus Bayern, dieser Vorstufe zum Paradies? Deswegen steht auch „daheim“ als Top-Reiseziel auf Söders Liste, also Nürnberg. Das passt an ferragosto besonders, selbst ohne Meer und Berge. Denn wenn in den überwiegend katholischen Orten des Freistaats Mariä Himmelfahrt gefeiert wird und deswegen die Läden geschlossen haben, muss in Nürnberg gearbeitet werden. Also fährt die halbe Oberpfalz am 15. August zum Shopping nach Nürnberg.
Natürlich erst, nachdem die Kräuterbuschen gebunden sind, die an Mariä Himmelfahrt geweiht werden und den Rest des Jahres Haus und Hof beschützen sollen. Vor Unwettern, Krankheiten, was halt so an Unbill droht. Nur gegen Umfragen und Spekulationen, da ist kein Kraut gewachsen.