Die bayerischen Sommerferien nähern sich ihrem Ende, nächste Woche ist es vorbei mit der Ruhe. Die Kinder müssen wieder in die Schule, Lehrerinnen und Lehrer auch, und überhaupt ist in ganz Bayern der Ferienmodus vorbei. Die Straßen werden wieder voller, die Freibäder leer, und bis man schaut, ist der Sommer Geschichte.
Das eine oder andere Souvenir erinnert noch an den Urlaub. Ein bisschen Sand vom Strand – die Sache mit der Flugscham scheint nicht mehr total akut zu sein –, das Strandkleid, das daheim auf alle Zeiten im Schrank verschwinden wird und natürlich der wunderbare italienische Landwein, der im Sonnenuntergang im toskanischen Agriturismo so ausgezeichnet geschmeckt hat. Auf der heimischen Terrasse, ganz ohne Zypresse und Pinien im Hintergrund, geschweige denn mit Meerblick, stellt sich der edle Tropfen gerne als ungenießbar heraus und die fünf Liter werden peu à peu ins Gulasch gekippt.
Ministerpräsident Markus Söder hat sich heuer einen Bart mitgebracht. Offenbar bekommt er viel Zustimmung in den sozialen Medien, wo er sogleich um Meinungen gebeten hat, und vielleicht sogar im echten Leben, jedenfalls ist der Bart immer noch dran. Vielleicht ist die Typveränderung sowas wie ein Omen? Wenn der Bart so gut ankommt, dann klappt es auch mit der Kanzlerkandidatur? Wenn nicht, dann kommt er wieder ab?
Derartige Reaktionen sind in der Politik durchaus üblich, man erinnere sich nur an Manfred Weber, der zwar nicht Kanzler werden wollte, aber EU-Kommissionspräsident, was trotz guter Wahlergebnisse bekanntermaßen nicht geklappt hat. Während Ursula von der Leyen Webers Traumjob bekam, tauchte der eine Weile unter und dann mit Vollbart wieder auf. Den trägt er immer noch.
Ebenso wie Karl-Theodor zu Guttenberg, der vermutlich Kanzler hätte werden können, oder Papst oder Popstar. Es gab Zeiten, da kannte seine Popularität nahezu keine Grenzen. Bis er dann wegen der Plagiatsaffäre gar nichts mehr wurde. Als Verteidigungsminister war er noch bartlos, nach dem Rücktritt tauchte er eines Tages mit Vollbart wieder auf.
Wenn Söder nun den umgekehrten Weg anstrebt wie die beiden Parteifreunde, die nicht zu seinen allerengsten Freunden zählen, gibt es nur eines zu bedenken: Noch kein deutscher Kanzler nach dem Krieg trug Bart. Im Urlaub vielleicht. Aber das muss freilich überhaupt nichts heißen.