Söder in Addis Abeba:Grill-Leberkäs für Äthiopien

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Ministerpräsident Markus Söder trinkt in Äthiopien Kaffee, die Äthiopier bekommen dafür Grill-Leberkäse. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Fleisch gehört ja bekanntlich zum "Bavarian way of life", wie ihn Markus Söder vertritt. Dass der Besuch des Ministerpräsidenten in Addis Abeba ausgerechnet in die Fastenzeit fällt, ist da nicht ganz optimal.

Kolumne von Katja Auer

Es ist Karwoche und wer es noch sehr genau nimmt mit dem christlichen Glauben, der unterwirft sich gerade allerlei Mängeln. Kein Alkohol, kein Fleisch, nichts Süßes, modern interpretiert gibt es den Handyverzicht oder das Plastikfasten. Den Verzicht gibt es auch in anderen Religionen, man denke nur an den Islam und seinen Ramadan. Die orthodoxen Christen fasten ebenfalls, in Äthiopien etwa bekommt man erzählt, dass es gerade keine Butter zu kaufen gibt, weil sich die strenggläubigen äthiopisch-orthodoxen Christen in ihrer Fastenzeit überwiegend vegan ernähren.

Nicht der optimale Zeitpunkt für einen bayerischen Abend in Addis Abeba. Schließlich gehören zum "Bavarian way of life", wie es Ministerpräsident Markus Söder dort nennt, zumindest in seiner tradiert bis klischeehaften Form, Bier und Schweinshaxn. Mit dem Obazdn kommt der Veganer auch nicht weit, nicht einmal mit Kartoffelsalat ohne Fleischpflanzerl, weil der ohne Fleischbrühe kaum fachgerecht zubereitet werden kann.

Weil aber der Ministerpräsident gerade jetzt in Äthiopien weilt, ebenso wie eine vielköpfige Wirtschaftsdelegation, und die Beziehungen gerade erst entstehen, musste der bayerische Abend in dieser Woche stattfinden, Fastenzeit hin oder her. Und, um es gleich vorweg zu nehmen: Er darf als Erfolg verbucht werden. Entweder waren weder äthiopisch-orthodoxe Christen noch Muslime zu Gast, was rein statistisch unwahrscheinlich ist. Oder beide Religionen geben ähnlich flexible Lösungen her wie der Katholizismus, der Ausnahmen beim Fasten nicht nur den Kranken und Alten erlaubt, sondern auch den Reisenden und Gästen an einem fremden Tisch.

Diese also griffen beherzt zu, bei Hofbräu-Bier und Hofkeller-Wein ebenso wie bei Weißwürsten, Wurstsalat und frisch gegrilltem (!) Leberkäs. Warum die vier Hinterberger Musikanten derweil den Hans besangen, er möge doch des Wetters wegen dableiben, wird den äthiopischen Gästen wohl keiner dargelegt haben. Und vermutlich auch nicht, warum ein Brasilianer in Lederhosen das beliebteste Fotomotiv des Abends war. Dass ein Ex-Fußballer des FC Bayern - egal wo er herkommt - auch zum Bavarian way of life gehört, ist dann was für Fortgeschrittene. Genau wie das mit der Fastenzeit.

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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