Es ist zwar bekannt, dass der Filz in Bayern eine gewisse Tradition hat. Aber das Sumpfgebiet, das die Justiz in diesem Jahr beackern musste, ist selbst für bayerische Verhältnisse ziemlich großflächig. Besonders tief im Polit-Sumpf scheint Regensburg zu stecken, wo seit September das größte Gerichtsverfahren läuft, das die Stadt jemals erlebt hat: der Korruptionsprozess um den suspendierten SPD-Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. Rund 70 Prozesstage hat das Landgericht angesetzt, um zu klären, ob Wolbergs sich mit den Parteispenden eines Bauunternehmers schmieren ließ. Und wenn voraussichtlich im Frühjahr ein Urteil fällt, fängt vielleicht schon der nächste Prozess an.
Inzwischen gibt es ja eine zweite Anklage gegen Wolbergs. Wieder geht es um fragwürdige Spenden, nur der Bauunternehmer heißt anders. Ob die Anklage zugelassen wird, muss die Strafkammer erst noch entscheiden. Und dann gibt es vielleicht ein drittes Verfahren. Zum Beispiel gegen Alt-OB Hans Schaidinger (CSU), gegen den die Staatsanwälte ebenfalls wegen Korruptionsverdachts ermitteln. Vielleicht auch ein viertes, etwa gegen den Regensburger Landtagsabgeordneten Franz Rieger (CSU). Bei Schaidinger und Rieger geht es, Überraschung: ebenfalls um die Nähe der Politik zur Regensburger Bauwirtschaft.
Genauso übrigens wie beim früheren Ingolstädter Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU). Im Sommer hat das Landgericht eine Anklage wegen Bestechlichkeit gegen Lehmann zugelassen. Der Prozess beginnt am 7. März 2019.
Derweil zeichnet sich im Prozess um die Miesbacher Amigoaffäre wohl ein glimpfliches Ende für die Hauptbeschuldigten ab. Der Vorsitzende Richter skizzierte unlängst schon mal den Rahmen, in dem sich ein späteres Urteil des Landgerichts München II bewegen könnte. Für den Miesbacher Ex-Landrat Jakob Kreidl (CSU) liegt er demnach bei ein bis eineinhalb Jahren auf Bewährung. Beim früheren Chef der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Georg Bromme, bei eineinhalb bis zwei Jahren, ebenfalls auf Bewährung. Die beiden anderen Angeklagten müssen mit einer Verwarnung beziehungsweise einer Geldstrafe rechnen. Die Amigoaffäre war im Nachgang der Feier von Kreidls 60. Geburtstag 2012 aufgekommen. Das Fest kostete etwa 120 000 Euro. Den Löwenanteil finanzierte die Sparkasse, einen kleineren Teil der Landkreis und den allergeringsten Anteil Kreidl selbst. Als das ans Licht kam, verlor nicht nur Kreidl sein Amt als Landrat. Sondern die Miesbacher Amigoaffäre - ein riesiges Netzwerk aus Prasserei, luxuriösen Ausflügen und teuren Gaben und Spenden, in das alle möglichen Kommunalpolitiker verstrickt waren - kam ins Rollen.