Sigi Hagl:Eine starke Frau für die Grünen

Sigi Hagl

Aufsteigerin aus Landshut: Sigi Hagl sitzt erst seit 2008 im Stadtrat.

Die Landshuter Stadträtin Sigi Hagl will Theresa Schopper beerben und neue Chefin des Landesverbands der Grünen werden. In der Partei gilt die 46-Jährige als machtbewusst und durchsetzungsfähig. Ihr werden gute Chancen eingeräumt - obwohl sie der Kommunalpolitik nicht den Rücken kehren will.

Von Mike Szymanski und Wolfgang Wittl

Die Landshuter Kommunalpolitikerin Sigi Hagl will neue Landesvorsitzende der Grünen in Bayern werden.Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärte die 46-Jährige sich bereit, sich um die Nachfolge von Grünen-Chefin Theresa Schopper in der Doppelspitze zu bewerben. "Ich werde kandidieren", sagte Hagl. Sie gehört bereits als Beisitzerin dem Parteivorstand an. Im November treffen sich die Grünen in Augsburg zum Parteitag. Schopper hatte nach ihrer Niederlage bei der Landtagswahl ihren Rückzug aus der Politik erklärt. In Parteikreisen werden Hagl gute Chancen eingeräumt.

Ko-Landeschef Dieter Janecek, der noch ein Jahr an der Spitze der Partei steht und mit ihr zusammenarbeiten müsste, begrüßte Hagls Kandidatur. Er nannte sie eine "herausragende Kommunalpolitikerin mit Bodenhaftung". Die Zusammenarbeit sei jetzt schon "vertrauensvoll".

Auch die bisherige parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Ulrike Gote, lobte Hagl. Sie sei mit den Strukturen in der Partei bestens vertraut. Es ist aber durchaus möglich, dass die Landshuterin in den kommenden Wochen noch Gegenkandidaten bekommen wird.

Bause will sich um den Fraktionsvorsitz bewerben

Die Grünen befinden sich mitten im personellen Umbruch, das gilt nicht nur für die Parteispitze, an der mit dem Rückzug von Schopper nach zehn Jahren eine prägende Zeit zu Ende geht. Auch die Fraktion im Landtag versucht einen Neuanfang. Die Abgeordneten sind in Fürstenfeldbruck bis Mittwoch zur Klausur zusammengekommen, um einen neuen Vorstand zu wählen und das mäßige Abschneiden bei der Landtagswahl zu analysieren.

Die Grünen verloren am 15. September knapp einen Prozentpunkt, hatten sich jedoch auf Zugewinne eingestellt. Margarete Bause, die Spitzenkandidatin, will sich an diesem Dienstag dennoch erneut als Fraktionsvorsitzende bewerben. Ob die Abgeordnete Claudia Stamm sie in eine Kampfkandidatur zwingt, blieb zunächst unklar. Sie war unentschlossen. Bause wird zum Teil für das schlechte Abschneiden mitverantwortlich gemacht.

Für Bauses bisherigen Ko-Vorsitzenden Martin Runge, der es nicht wieder in den Landtag geschafft hat, galt der Landsberger Ludwig Hartmann weiterhin als aussichtsreichster Nachfolger. Der 35-Jährige würde auch für einen Generationenwechsel in der Fraktion stehen. Eine herausgehobene Position in der Fraktion beansprucht zudem der Allgäuer Thomas Gehring.

Debatte um Versäumnisse im Wahlkampf

Die Kandidatin für den Landesvorsitz, Sigi Hagl, hat sich am Montag bereits in die Debatte um mögliche Versäumnisse im Wahlkampf eingeschaltet. "Wir sind in der Bundespolitik untergegangen", sagte sie der SZ. Es habe den Grünen geschadet, mit der Forderung nach Steuererhöhungen in den Wahlkampf zu ziehen. In den letzten Wochen vor der Wahl habe ihrer Partei zudem der "Makel der Bevormundungspartei" angehaftet.

In den Auswertungen zum Wahlausgang, mit denen sich die Abgeordneten bei ihrer Klausur befassten, heißt es unter anderem über das Image der Grünen bei den Befragten: "Verschrecken die Wähler mit ihren Steuerplänen." Für viele waren die Grünen zu links.

Aber auch in Bayern seien Fehler passiert. "Wir haben vergessen, ein starkes bayerisches Thema zu setzen", kritisiert Hagl. Die Fixierung auf ein Dreierbündnis mit SPD und Freien Wählern hält sie für einen Fehler, weil dieser Allianz die tatsächliche "Machtoption" fehlte. Stattdessen plädiert nun auch Hagl dafür, sich möglichen Bündnissen mit der Union in Zukunft nicht mehr zu verschließen, auch wenn "der Weg dorthin ein weiter" sei. Darüber würden bei den Grünen noch harte Auseinandersetzungen zu führen sein.

Keine Überraschung über Hagls landespolitische Ambitionen

Bei der Klausur wurde auch deutlich, wie schwer die Partei der Verlust von Sepp Daxenberger wirklich trifft. Der beliebte und bekannteste Grünen-Landespolitiker war 2010 an Krebs gestorben. Im südlichen Oberbayern fallen die Verluste offenbar besonders stark aus. Seither suchen die Grünen nach einem starken Anführer.

In Landshut zeigte sich am Montag niemand über Hagls landespolitische Ambitionen überrascht: Erst im Jahr 2008 in den Stadtrat gewählt, übernahm die Mutter von zwei Kindern auf Anhieb den Fraktionsvorsitz. Im Stadtrat sind die Grünen die zweitstärkste Kraft. Beobachter beschreiben Hagl als ausgesprochen ehrgeizig, als Machtmenschen. Ihre Fraktion führe sie mit harter Hand: Wer nicht zu hundert Prozent auf Parteilinie liege, werde auf Kurs gebracht.

Zwei Stadträtinnen der Grünen verließen die Fraktion bereits. Ihr Parteikollege Thomas Keyßner, zweiter Bürgermeister in Landshut, sagt über Hagl: "Sie weiß, was sie will." Die studierte Politikwissenschaftlerin sei eine hervorragende Kandidatin für den Parteivorsitz.

Dass Hagl über politischen Instinkt und Kompetenz verfügt, gestehen ihr auch Gegner zu. Die 46-Jährige sei jederzeit gut vorbereitet und könne sich in Themen regelrecht verbeißen. Womöglich sei Hagl in der Landespolitik sogar besser aufgehoben als in den Tiefen der Kommunalpolitik. Hagl erklärte bereits, bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr trotzdem wieder antreten zu wollen. Parteivorsitz und kommunale Arbeit sei "machbar".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: