Sepp Daxenberger ist tot:"Pfiat eich!"

Der Krebs zwang ihn zum Rückzug aus der Politik: Sepp Daxenberger, Vollblutpolitiker und Biobauer aus Waging am See, stand wie kein anderer für die Grünen in Bayern. In Bildern.

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Landtag - Thomas Mütze, Sepp Daxenberger

Quelle: dpa

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Er war das Gesicht der Grünen in Bayern: Sepp Daxenberger ist im Alter von 48 Jahren im Krankenhaus gestorben - nur wenige Tage nach dem Tod seiner Frau. Er erlag in der Nacht zum Mittwoch im Krankenhaus seinem Krebsleiden. Die Stationen seiner politischen Laufbahn.

Es ist eines der letzten Fotos seiner politischen Karriere: Im Juni 2010 zeigt sich Sepp Daxenberger zusammen mit seinem Nachfolger an der Spitze der bayerischen Landtags-Grünen, dem unterfränkischen Finanzexperten Thomas Mütze.

Es ist ein schwerer Verlust für Bayerns Grüne: Anfang Juni kündigt Sepp Daxenberger seinen Rückzug aus der Politik an. Der Krebs lasse sein Engagement nicht mehr zu. "Die Therapie war sehr schmerzhaft und sehr anstrengend, aber nicht erfolgreich, zumindest nicht von Dauer", sagt er. Daxenberger gibt nur ein kurzes Statement: "Pfiat Eich", sagt er, "bis morgen. Morgen bin ich da - wahrscheinlich."

Sepp Daxenberger - Ehefrau gestorben

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Als er im April 2010 zurückkehrt in den Landtag, schwer gezeichnet von der schmerzhaften Behandlung, da ist er hoffnungsfroh, "jetzt wieder ein paar Jahre beschwerdefrei über die Runden zu kommen". Doch dann sind die Krebswerte doch wieder gestiegen. "Ich brauche die Restenergie für die Familie", sagt Daxenberger.

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Quelle: Claus Schunk

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Seine Frau war auch an Krebs erkrankt. Sie war drei Tage vor ihrem Mann gestorben. Wenige Stunden nach dem Tod ihres Mannes wurde sie in Waging am See beigesetzt.

Sepp Daxenberger gestorben

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Ein Mann betrachtet eine Twittermeldung der Grünen: "Wir sind endlos traurig" schreibt die Partei zum Tod ihres früheren Fraktionschefs. Das Schicksal der Familie bewegt die Bürger im Freistaat tief. Drei Tage zuvor war Daxenbergers Frau gestorben. An diesem Mittwoch soll Gertraud Daxenberger in Waging am See im Landkreis Traunstein beerdigt werden. Auch sie litt an Krebs, auch sie erlitt einen Rückfall. Das Paar hinterlässt drei Kinder.

Sepp Daxenberger, Claudia Roth, Juergen Trittin

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"Supersepp" haben sie ihn genannt im Wahlkampf. Oder auch den "Guerillero der Grünen". Im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl 2008 zeigt sich Sepp Daxenberger mit Claudia Roth und Juergen Trittin.

Bavaria State Elections

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Die Landtagswahl 2008 ist eine der Höhepunkte für die bayerischen Grünen: Mit Sepp Daxenberger als Spitzenkandidat holen sie ihr bislang bestes Ergebnis: 9,4 Prozent. In Oberbayern waren es mehr als 13 Prozent, und Daxenberger selbst gaben 136.351 Menschen ihre Stimme - obwohl er nicht auf Platz eins der Liste stand. Zum Vergleich: Der an der Basis beliebte Thomas Goppel holte auf Platz zwei der CSU-Liste nur 91.864 Stimmen.

Landtagswahlen in Bayern

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Grund genug zum Jubeln für Sepp Daxenberger. Er ist der Beweis dafür, dass die Grünen inzwischen auch auf dem Land angekommen sind. Daxenberger erreicht Beliebtheitswerte, wie sie früher nur CSU-Politiker hatten.

Landesparteitag der bayerischen Grünen

Quelle: dpa

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Die grüne Welle überrollt Bayern: Sepp Daxenberger mit einer grünen Variante der bayerischen Landesfahne nach seiner Ernennung zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008. Er zeigt sich kämpferisch, voller Optimismus. Kurze Zeit später wird er in einem Interview sagen, dass es in Bayern auch mit schwarz-grün klappen könnte. Wegen seiner bodenständigen Art ist Daxenberger über die Parteigrenzen hinweg beliebt.

Höchstes Wahlplakat Deutschlands

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Die Grünen wollen hoch hinaus: Im September 2005 präsentiert Daxenberger zusammen mit dem Bergsteiger Reinhold Messner das höchste Wahlplakat Deutschlands. Nach Chemotherapie und der Behandlung mit eigenen und fremden Stammzellen hat es den Anschein, als würde der Politiker im Kampf gegen den Krebs siegen.  Im Jahr 2007 heißt es, der Krebs sei in seinem Körper nicht mehr nachweisbar.  "Ich bin zu ehrgeizig und zu eitel zum Sterben, ich will noch was erreichen im Leben", sagt er dem Spiegel.

25 Jahre bayerische Grüne Daxenberger

Quelle: dpa/dpaweb

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Aus seiner Krankheit hat Daxenberger nie einen Hehl gemacht: Im Oktober 2004 zeigt sich der Landwirt aus Waging am See mit kahlgeschorenem Kopf, zu dieser Zeit unterzieht er sich einer Chemotherapie. Im Dezember 2003 haben die Ärzte ein Plasmozytom diagnostiziert, eine Mischung aus Leukämie und Knochenmarkkrebs. Immer wieder muss Daxenberger für längere Zeit in die Klinik. Die Politik hat ihn währenddessen nicht losgelassen, er sieht sein Engagement gar als Therapie gegen seine Krankheit. 2006 kandidiert er vom Krankenbett aus für den Parteivorsitz der Grünen - und wird mit 92 Prozent der Delegiertenstimmen wiedergewählt.

GRÜNEN PARTEITAG - BAUSE DAXENBERGER

Quelle: DPA/DPAWEB

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Zum ersten Mal wird er 2002 neben Margarete Bause zum Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen gewählt. Mit 72 Prozent setzt sich Daxenberger gegen seine drei Mitstreiter bei den Delegierten durch.

Seit 1990 sitzt Daxenberger für die Grünen im Bayerischen Landtag. Von 2002 bis 2008 hat er den Fraktionsvorsitz der Partei inne. 1996 gelingt ihm in der bayerischen Politiklandschaft eine Sensation ...

Sepp Daxenberger ist tot

Quelle: ddp

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Daxenberger wird zum hauptamtlichen Bürgermeister von Waging am See gewählt. Bei der Kommunalwahl setzt er sich gegen die CSU durch. Seit 2002 stellen die Grünen in Daxenbergers Heimatstadt zudem die stärkste Fraktion im Gemeinderat. Zwölf Jahre lang ist er Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Er setzt sich für die Bauern ein - und bleibt dabei authentisch, das spüren die Menschen in Waging. "Der Sepp ist keiner, der nur verspricht und verspricht, der tut was", heißt es im Ort. Mit 24 Jahren hat er die Bewirtschaftung des elterlichen Bauernhofs übernommen, von 1985 an hat er den Hof als Bio-Gründlandbetrieb mit Rinderhaltung geführt.

Sepp Daxenberger ist tot

Quelle: ddp

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Ein Vollblutpolitiker ist Daxenberger gewesen, heißt es. Aber er war auch deswegen so erfolgreich, weil er nicht wie ein solcher wirkte. Er sprach Dialekt, trug niemals Krawatte und ging lieber zu Bauernversammlungen als auf schicke Empfänge. Daxenberger war der beliebteste Grünen-Politiker im Freistaat. "Ich bin einfach immer der Sepp geblieben", hat er mal über sich gesagt.

© sueddeutsche.de/hai
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