Seehofer weist Kritik zurück:"Es wurden Anstandsregeln verletzt"

CSU-Chef Horst Seehofer sorgt wieder einmal für Aufregung - dieses Mal mit der verärgerten Bemerkung über ein WDR-Kamerateam: "Die müssen raus aus Bayern." Der Ministerpräsident wird dafür heftig kritisiert, will jetzt aber sogar den Intendanten des WDR einschalten.

Horst Seehofer (CSU) weist den Vorwurf zurück, er habe versucht, die Pressefreiheit einzuschränken. Hier werde eine "Mücke zu einem Elefanten aufgeblasen", sagte der bayerische Ministerpräsident.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte Seehofer dagegen scharf. Politiker müssten sich im Dienste der Demokratie auch unbequemen Fragen stellen, erklärte Michael Konken, der Chef der Journalistengewerkschaft. SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher forderte eine Entschuldigung Seehofers für seine "wiederholten Fußtritte gegen die Pressefreiheit".

Doch Seehofer will nicht klein beigeben, sieht keinen Grund, etwas zurückzunehmen. "Anstandsregeln sind verletzt worden. Es geht nicht um Pressefreiheit", sagte er. Seehofer will beim WDR-Intendanten Tom Buhrow vorstellig werden.

Das WDR-Team hatte am Freitag am Rande einer CSU-Wahlveranstaltung in Würzburg ein Interview mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm führen wollen, die das aber ablehnte. Stamm fühlte sich von dem Kamerateam bedrängt - was der Reporter Stephan Stuchlik jedoch verneint. Als Stamm Seehofer informierte, sagte der verärgerte Parteichef anschließend vor Journalisten der Main Post, das gehe so nicht - "die müssen raus aus Bayern".

Seehofer betonte am Dienstag, es gehe nicht um Pressefreiheit: "Da bin ich wahrscheinlich der Großzügigste und Toleranteste in der aktuellen Politik", sagte er dem Bayerischen Rundfunk.

DJV und SPD sind anderer Meinung. "Mit diesen Äußerungen fällt Horst Seehofer erneut als jemand auf, der die Pressefreiheit missachtet", sagte Konken. "Auch die CSU in Bayern muss sich kritischen Fragen stellen und kann nicht einfach Journalisten rauswerfen, die ihr nicht passen", sagte SPD-Fraktionschef Rinderspacher.

"Der DJV sollte nicht die Tatsachen verdrehen"

Die CSU wies die Kritik zurück und macht nun ihrerseits Druck auf den WDR. "Der DJV sollte nicht die Tatsachen verdrehen", erklärte ein Parteisprecher. "Es geht nicht um die Recherchen von Monitor in Bayern, sondern um das unangemessene Auftreten des Teams." Eine Reihe von Personen habe das miterlebt. "Der CSU-Vorsitzende wird zur Klärung dieses Vorfalls den Intendanten des WDR einschalten."

Im Kurznachrichtendienst Twitter war Seehofers Bemerkung ein häufig kommentiertes Thema - unter anderem mit Hashtag #rausausbayern. Nicht alle Teilnehmer waren gleichermaßen empört. "Wieso eigentlich #rausausbayern? Die Szene spielte sich doch in Franken ab", witzelte ein Twitterer über den Vorfall in Würzburg.

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