Seehofer und die CSU-Fraktion:Wieder nur Abnicker

Konstituierende Sitzung - CSU

Horst Seehofer und Ilse Aigner: Die Entscheidung über ihre Zukunft ist wohl schon gefallen.

(Foto: dpa)

Seehofer gewinnt durch die Wahlsiege viel Macht dazu. Und was macht er damit? Er klammert sich daran - und lässt keinerlei Konkurrenz zu. Ilse Aigner hat deshalb den Fraktionsvorsitz nicht zu wollen.

Ein Kommentar von Mike Szymanski

Nach den beiden Wahlerfolgen für Horst Seehofer ist die spannende Frage: Was macht der CSU-Chef mit der dazugewonnenen Macht? Er klammert sich daran. Und wie: Ilse Aigner, die ihn einmal beerben könnte, hält er jedenfalls erst mal auf Distanz. Am Mittwoch war klar, dass die 48-jährige Politikerin, die Seehofer zuliebe aus der Bundespolitik nach Bayern wechselte, nicht den Fraktionsvorsitz der CSU zu wollen hat. Jedenfalls streute ihr Umfeld, sie möchte jetzt doch lieber Superministerin in Seehofers neuem Kabinett werden.

Wer in der CSU was wird in diesen Tagen, bestimmt allein Seehofer. Und er will offenkundig keine Konkurrenz. Der Fraktionsvorsitz hätte Aigner in die Lage versetzt, sich in der CSU eine Hausmacht aufzubauen. Sie wäre die neue starke Frau neben Seehofer geworden, mit 101 Abgeordneten hinter sich. Die Thronfolgerin, wenn Seehofer sich in ein paar Jahren zurückzieht.

Aber Seehofer hat keine Lust, wieder Parteichef und Ministerpräsident auf Abruf zu sein. Diese Rolle fiel ihm zu, als Karl-Theodor zu Guttenberg kometenhaft in der CSU aufgestiegen war. Seehofer hat Guttenberg überlebt, ein Glühwürmchen, spottet er heute über den Baron. Aigner lässt er erst gar nicht so stark werden. Lieber schickt er sie in sein Kabinett, dort, wo auch sein anderer potenzieller Nachfolger sitzt: Markus Söder. Sollen sie sich doch dort belauern und aneinander abarbeiten, wo er beide unter Kontrolle hat.

Es ist, wie es immer war in der CSU. Die Macht bekommt man nicht geschenkt. Neu ist nur, wie regelrecht willenlos die neue, die gestärkte Fraktion agiert. Sie hat sich Seehofer schon gefügt, bevor sie am Mittwoch zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen ist.

Nicht einmal die Abgeordneten aus Oberbayern haben sich getraut, für ihre Ilse Aigner zu kämpfen. Das ist kein gutes Zeichen für die kommenden fünf Jahre. Die CSU kann wieder alleine regieren, sie braucht keine Rücksicht mehr auf einen Koalitionspartner zu nehmen. Das sind Jahre, in denen man ein Land stark prägen kann. Eine Fraktion, die aber nur absegnet, was Seehofer will, ist selbst mit einer absoluten Mehrheit der Mandate im Rücken eine schwache Fraktion.

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