Süddeutsche Zeitung

Unter Bayern:Töchter an der Macht

Zwischen Ministerpräsidentin Susanne Seehofer und Finanzministerin Gloria-Sophie Burkandt verhärten sich die Fronten. Ihre Partei, die FDP, lässt das nicht kalt.

Glosse von Roman Deininger

München, 30. September 2042. In der bayerischen FDP verschärft sich der Machtkampf zwischen Ministerpräsidentin Susanne Seehofer, 51, und Finanzministerin Gloria-Sophie Burkandt, 43. Am Freitag teilte Seehofer dem FDP-Landesvorstand mit, sie werde ihr Amt nun doch nicht wie angekündigt nach der Landtagswahl 2043 abgeben: "Ich trete noch mal an, die Koalition mit den Bürgern geht weiter. Ich kann Bayern auf keinen Fall den Glühwürmchen und Pyjama-Strateginnen überlassen." Die Menschen im Freistaat, so Seehofer, "haben mehr verdient als Mäusekino".

Burkandt reagierte umgehend bei Instagram auf Seehofers Entscheidung: "Ich verstehe die Susi nicht." Der türkischen Ausgabe der Vogue sagte die Finanzministerin: "Wir müssen jetzt tief in die Partei hineinhorchen. Ich reiche für jede gute Lösung die Hand." In der FDP wächst die Irritation wegen des Konflikts der beiden Spitzenfrauen. Bei einem Auftritt im Landtag verkündete der liberale Abgeordnete Franz Josef Pschierer, 86, seinen Wechsel zurück zur CSU. "In diesem Intrigantenstadl will ich die Legislaturperiode nicht zu Ende bringen", sagte Pschierer.

Der Leiter des Münchner Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung, Martin Hagen, 61, rief die FDP zur Geschlossenheit auf: "Manchmal sehne ich mich nach der guten, alten Zeit, als wir nur 5,1 Prozent hatten, aber dafür Ruhe." In der Partei gilt es als offenes Geheimnis, dass Seehofer Burkandt als ihre Nachfolgerin verhindern will. Jüngst wurde sogar kolportiert, dass die Ministerpräsidentin deshalb erwäge, den bekannten RTL2-Moderator Karl-Theodor zu Guttenberg (70, "Der Jugendknast", "Die Kochprofis") zu einem politischen Comeback bei der FDP zu überreden.

Burkandt hatte Ambitionen auf die Staatskanzlei lange bestritten ("Mein Platz ist in Mailand"). Allerdings hatten enge Vertraute wie der Nürnberger FDP-Ehrenkreisvorsitzende Philipp Plein immer wieder gegen Seehofer gestichelt ("Susanne, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß."). Das Zerwürfnis war dann offen zu Tage getreten, als Seehofer bei einer FPD-Presseweihnachtsfeier im Schwabinger Café Reitschule Burkandt "Schmutzeleien" vorwarf.

Mit Spannung wird nun eine gemeinsame Pressekonferenz der beiden Altministerpräsidenten Markus Söder, 75, und Horst Seehofer (93, beide CSU) am Dienstag erwartet. In der Einladung hieß es lediglich: "Wir sind gut informiert. Wir wissen viel. Wir haben viel Material."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5667159
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/mz
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.