Seehofer in Banz:Christlich schüchterne Union

CSU-Fraktion - Sommerklausur in Kloster Banz

Sommerklausur in Kloster Banz: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer will auf Störfeuer verzichten. 

(Foto: dpa)

Wenn CSU-Chef Seehofer Hintergrundgespräche führt, zittert der eine oder andere in der Union. Seehofer ist berüchtigt für Querschüsse, die Freund und Feind gleichermaßen überraschen. Im Wahlkampf will er sich aber selbst an die Kette legen.

Von Mike Szymanski, Kloster Banz

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat die CSU bei der Klausurtagung der Berliner Bundestagsabgeordneten mal wieder neu erfunden. Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hatte sich zum Besuch im fränkischen Kloster Banz angekündigt, und Seehofer empfing sie mit einem Versprechen: "Sie müssen mit einem schüchternen Horst Seehofer die kommenden acht Wochen rechnen." Dann wird im Bund und in Bayern gewählt, und der CSU-Vorsitzende machte schon einmal klar, dass es hier um "Schlüsselwahlen" gehe, für Gezänk sei da kein Platz.

Tatsächlich präsentierte sich die Unionsfamilie so harmonisch wie schon sehr lange nicht mehr. Seehofer hatte Merkel auf dem CSU-Parteitag im vergangenen Jahr versichert, sich nur noch wie ein "schnurrender Kater" zu verhalten. "Das haben wir eingehalten", sagte der CSU-Vorsitzende, der den "schüchternen Seehofer" nun noch mal als Steigerung in dieser Disziplin verstanden wissen will. Er lobt das enge Verhältnis der Unionsschwestern. "Man muss sehr lange zurückdenken, um eine vergleichbare Situation zu erleben", sagte Seehofer.

Merkel reagierte in Banz, wie sie es bei Begegnungen mit Seehofer fast immer macht - sehr nüchtern und ein bisschen spöttisch. Sie möchte "schon bestätigen", dass es hier darum gehe, Probleme im "Geiste der Gemeinsamkeit" zu lösen. Ein schüchterner CSU-Chef? "Na ja. Die Interpretation der Worte mach du mal lieber", sagte sie zum "lieben Horst".

Interpretationshilfe hatte Seehofer den ganzen Tag schon geleistet, vor allem bei der Vorratsdatenspeicherung. Da hatte es zunächst so ausgesehen, als hätte die CSU datenschutzrechtliche Bedenken bekommen und rücke davon ab. Die Sicherheitspolitiker waren empört. Seehofer sagte nun, er halte die Vorratsdatenspeicherung "für notwendig", kein Kurswechsel also. Bevor er seine CSU an diesem Tag der Union noch vollständig unterordnete, betonte Seehofer, wieso es halt doch die CSU brauche. Seine Partei wolle eine Pkw-Maut einführen. Merkels CDU nicht. Sie sagt, da habe sich ihre Meinung nicht geändert: "Damit es Unterschiede gibt, muss es auch Unterschiede geben." Darin ist sie sich mit Seehofer einig.

Seehofers engster Machtzirkel

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: