Jetzt hat sich Ministerpräsident Horst Seehofer bei seiner Politik der ständigen Wende den Hals verrenkt: Er kritisiert die Bundeswehrreform des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg - jene Reform, die Seehofer lange abgelehnt und der er im vergangenen Herbst dann doch zugestimmt hatte.
Damals, als die Lichtgestalt Guttenberg den CSU-Parteivorsitzenden Seehofer in den Schatten zu stellen drohte und kaum einer in der Republik die Pläne des Freiherrn in Frage zu stellen wagte. Seehofer hat mitgemacht, weil er sich nicht gegen Liebling Guttenberg stellen konnte.
Damals hatte Seehofer erklärt, er habe in den Ferien mit Guttenberg geredet, und der habe ihm sein Konzept erklärt. Nun sagt Seehofer, er habe mit Guttenbergs Nachfolger Thomas de Maizière geredet und jetzt erkannt, dass es Probleme gebe.
Dass die Bundeswehrreform gerade für Bayern Probleme bringt, wusste Seehofer auch schon, als er zustimmte - er hatte nur gehofft, mit einem CSU-Verteidigungsminister zu Guttenberg das Schlimmste vom Freistaat abwenden zu können. Der neue Verteidigungsminister de Maizière aber fühlt sich den Bayern nicht sonderlich verbunden.
Interessant ist der Zeitpunkt, den Seehofer für seine neue Wendung wählte: kurz nachdem Guttenberg sich als Delegierter für den CSU-Parteitag aufstellen ließ und damit andeutete, wieder in der Politik mitmischen zu wollen.
Seehofers Botschaft ist klar: Guttenberg kann gern als schöne Erinnerung die Herzen der CSU-Leute wärmen. Aber in die aktuelle Politik zurückkehren? Niemals.