Seebühne am Chiemsee:Vorhang auf für die nächste Klage

PREMIERE BEATLES-MUSICAL

Das Beatles-Musical "All you need is love" auf der Seebühne.

(Foto: DPA)

Glanz sollte die Seebühne in Prien am Chiemsee in die Provinz bringen, doch längst sind die Stars auf und davon. Jetzt haben die Juristen viel Arbeit - vor allem mit dem früheren Tourismuschef des Ortes.

Von Heiner Effern, Prien am Chiemsee

Glanz sollte die Seebühne in die oberbayerische Provinz bringen, und zahlreiche Gäste dem Tourismusort Prien. Doch längst sind die Stars auf und davon. Geblieben ist von der Bühne im Chiemsee nur Arbeit für die Justiz. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelte fünf Jahre gegen den früheren Priener Tourismuschef Thorsten Rudolph wegen Betrugs, Untreue, falscher eidesstattlicher Versicherung und Beleidigung. Am 18. Juni 2014 stellte sie das Verfahren ohne Ergebnis ein. Die Schlacht um die umstrittene Seebühne ist damit aber nicht beendet, sie geht nur in die nächste Runde: Rudolph fordert von seinem früheren Arbeitgeber, der Gemeinde Prien, Schadenersatz in sechsstelliger Höhe. "Wir bereiten gerade die Klage vor", sagt der Tourismusmanager.

Mit der in Deutschland einzigartigen Seebühne sollte Prien in die erste Reihe der bayerischen Tourismusziele aufrücken. Die Premiere im Jahr 2000 war den Beatles gewidmet, der Abend stand unter dem schon damals sinnigen Motto "All you need is love". Denn von Anfang an war die Seebühne umstritten. Die Priener lehnten sie auf ihrem Gebiet per Bürgerentscheid ab, Manager Rudolph musste in den Nachbarort Bernau ausweichen. Hartnäckige Gegner protestierten weiter wegen des Lärms und vermeintlicher Umweltschäden, später dann wegen der für die Gemeinde Prien entstehenden Defizite.

Zu Beginn ein Erfolg

Unbeeindruckt davon zeigten sich in den ersten Jahren die Besucher. Etwa 30 000 Gäste pro Saison sahen zum Beispiel Christine Kaufmann als Evita oder Wolfgang Ambros, der in seinem Kult-Rustikal den Watzmann besang. "Aufi, aufi muss i", heißt es dort in einem Lied, doch mit der Seebühne ging es nur noch bergab. Im Jahr 2007 sagten Reinhard Fendrich und Anke Engelke ihre Auftritte ab, die Saison endete mit der Tanz-Show Dirty Nights und wieder einmal hohen Verlusten. Die Gemeinde Prien zog die Konsequenzen, sie stieg aus der Seebühne aus.

Damit endete endgültig auch die Priener Zeit von Thorsten Rudolph. Bereits seit 2006 war er nicht mehr Chef der Priener Tourismusbetriebe (PTG), im Jahr 2007 gab er auch seinen Posten als Geschäftsführer bei der Seebühnen-Gesellschaft (CSG) auf. Diese gehörte zu 70 Prozent der Gemeinde, weshalb auch die Verluste von insgesamt wohl mehr als einer Million Euro hart auf die Kommune durchschlugen. Die Gegner der Seebühne brachten bei der Kommunalwahl 2008 ihren Kandidaten Jürgen Seifert als Bürgermeister durch. Der neue Gemeinderat gab ein Gutachten in Auftrag, in dem Rudolph unter anderem das großzügige Verteilen von Freikarten, umstrittene Bonuszahlungen und viel zu hohe Reisekosten angelastet wurden.

"Ernste Gründe" für ein Verfahren

Die Staatsanwaltschaft München II nahm Ermittlungen auf. "Ein Tatnachweis ist jedoch letztlich nicht zu führen", heißt es nun in der Einstellungs-Begründung. Für Rudolphs Anwalt Michael Scheele bildet dieser "Freispruch 1. Klasse" das Fundament, um nun gegen die Gemeinde vorzugehen. Rudolph soll einen insgesamt sechsstelligen Betrag für Anwaltskosten und den persönlichen Schaden, den er durch den Streit erlitten hat, erhalten. Der Manager selbst fühlt sich offenbar verfolgt wie von der Inquisition, er spricht von "Hexenverbrennung". Insbesondere dem parteilosen Bürgermeister Seifert wirft er vor, ihn öffentlich vorverurteilt zu haben. Das ihn belastende Gutachten habe eine "Freundin" von Seifert erstellt. "Wir werden ihm zeigen, dass man so nicht verfahren kann", sagt Rudolph. Zudem habe die Kommune die Ermittlungen in die Länge gezogen, indem sie Unterlagen nicht herausgegeben habe.

Bürgermeister Seifert sagt dazu: "Ich habe nur Beschlüsse des Gemeinderats umgesetzt." Für weitere Auskünfte verweist er auf den Anwalt der Kommune, Christophe Samson. Dieser weist alle Vorwürfe und Geldforderungen zurück und sagt:"Es gab objektive Anhaltspunkte, denen man nachgehen musste." Für ein Verfahrens habe die Staatsanwaltschaft "ernste Gründe" gesehen, allein auf einen Verdacht hin ermittle dort niemand. Die Dauer von fast fünf Jahren zeige, "dass es viel aufzuarbeiten gab".

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