Schwierige Kabinettsumbildung in Bayern:Allerseelen der CSU

Georg Fahrenschon verlässt das bayerische Kabinett und die Suche nach einem Nachfolger gerät zur Hängepartie. Ministerpräsident Horst Seehofer trägt selbst eine Mitschuld an dieser Misere - weil er in der Vergangenheit sein Kernpersonal immer wieder verunsichert hat, um seine eigene Position nicht zu gefährden.

Frank Müller

"Auf Bayern kommt es an": Mit Sprüchen wie diesen setzte sich CSU-Chef Horst Seehofer zuletzt immer stärker von Schwarz-Gelb in Berlin ab. Nun erweist sich ausgerechnet die ungeliebte Bundesregierung als vergleichsweise stabil, gemessen am Chaos in Seehofers eigenem Kabinett zu Hause in München.

In Finanzminister Georg Fahrenschon geht ihm der wichtigste Mann fluchtartig von Bord. Und die Regelung der Nachfolge ist offenbar derart schwierig, dass Seehofer seinen Fahrplan nicht einmal ansatzweise halten kann. "Vor Allerheiligen" wollte er sein Kabinett neu aufgestellt haben, außer vielen internen Telefonaten und SMS-Botschaften kam bis Dienstag nichts Greifbares heraus.

Somit stellt sich die Frage, ob Seehofer noch Herr des Verfahrens ist. Der bayerische Regierungschef ist zwar ein Mann mit klarer Vision: Er will den Machtanspruch der CSU in unsicherer Zeit neu begründen. Doch in der Praxis besteht Seehofers Weg vor allem aus inhaltlichen Kehrtwenden und gezielter Verunsicherung des Kernpersonals. Die zweite Reihe braucht er zwar, nur gefährlich soll ihm von dort keiner werden - diese Strategie mündet in einen permanenten Wechsel aus Lob und Entfremdung für die Kronprinzen, für die Haderthauers, Fahrenschons und Söders.

Nun hat sich der erste, der seriöseste dieser drei, Fahrenschon, aus dem Spiel verabschiedet. Die klaffende Lücke muss Seehofer erschrecken. Der CSU-Chef schafft es nicht, einen überzeugenden Finanzpolitiker als natürlichen Nachfolger zu präsentieren und die Reihen geordnet zu schließen - und das, während sich die bayerische Opposition gerade neu formiert. Die Landtagswahl von 2013 wird langsam spannend.

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