Panne im Straßenbau:Schweinfurt sieht grau

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Hauptsache frisch und platt: Was sich viele Verkehrsteilnehmer von Straßen wünschen, ist in Schweinfurt erfüllt - glücklich sind sie dort trotzdem nicht. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Eigentlich sollte eine Einkaufsstraße in der unterfränkischen Stadt beige werden, das ist allerdings eindeutig misslungen. Und nun? Muss der Asphalt womöglich wieder herausgerissen werden - auf Kosten der Steuerzahler.

Glosse von Max Weinhold, Schweinfurt

Viel wird hierzulande über das Übermaß an Bürokratie gejammert, oftmals zu Recht und mit einer über parteipolitische Grenzen hinweg ungewöhnlichen Einigkeit. Manchmal kann man sogar den Eindruck gewinnen, die Bürokratie sei an allem Schuld in Deutschland. Ist aber nicht so.

Manchmal sind es schlicht menschliche Fehler, die den Fortschritt verzögern, zu sehen dieser Tage in Schweinfurt. Dort sollte eine bisher gepflasterte Fahrbahn asphaltiert werden, konkret jene der repräsentativen Rückertstraße im Stadtzentrum, nachdem die Steine der Last des Verkehrs nicht mehr standgehalten hatten. Asphalt, so befand man im Bauausschuss, halte länger als Pflaster, sei günstiger, schneller verlegt und obendrein leiser, wenn Autos darüber führen.

Damit die Straße farblich trotzdem einigermaßen ins Altstadtambiente passen würde, entschied sich der Stadtrat bei der Kolorierung des Untergrundes für die "Schweinfurter Mischung in Farbton beige", wie man im in dieser Causa bestens informierten Schweinfurter Tagblatt nachlesen konnte. Genauso wie man jetzt auf Fotos der Zeitung sieht, wie die Rückertstraße nach monatelangen Bauarbeiten ausschaut: nicht mal mit ganz viel Fantasie beige. Sondern dunkelgrau.

Und zwar, weil es in einem Servicebetrieb, der den Auftrag zur Neu-Asphaltierung für die Stadt ausgeschrieben hatte (es war also doch Bürokratie im Spiel), zu besagtem menschlichen Fehler gekommen ist, wie das Schweinfurter Tagblatt aus der jüngsten Stadtratssitzung zu berichten wusste: Ein von Baureferent Ralf Brettin namentlich nicht benannter Mitarbeiter habe es versäumt, der Baufirma die Sache mit der Spezialfarbe mitzuteilen.

Und nun? Läuft in Schweinfurt eine Debatte: Muss man den Asphalt wieder herausreißen und neuen verlegen, weil der dunkle Ton erstens nicht ins Bild passt und zweitens im Gegensatz zu einem beigefarbenen Untergrund zum schnelleren Fahren animieren könnte? Oder sollte man es nicht einfach bei dem Dunkelgrau belassen, das ja für Straßen in der Bundesrepublik auch nicht vollkommen ungewöhnlich ist, statt die Panne mit Steuergeldern auszubessern?

Baureferent Brettin will nun zunächst einmal prüfen lassen, ob nicht vielleicht die Haftpflichtversicherung der Stadt greift. Außerdem zu klären sind die Kosten für eine mögliche Neuverlegung. Und, ob sich der Asphalt nicht übermalen ließe. Im Juni dann soll sich der Bauausschuss der Stadt erneut mit dem Fall befassen. Klingt so, als komme noch einiges an Bürokratie auf Schweinfurt zu.

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