Tierseuche:Mit dem Frankenwall gegen die Schweinepest

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Die für Tiere gefährliche Afrikanische Schweinepest rückt immer näher an Bayern heran. Zäune sollen die Ausbreitung verhindern. (Foto: Sina Schuldt/picture alliance/dpa)

Bayern ist bisher von dem tödlichen Virus verschont geblieben – dank aufwendiger Vorsichtsmaßnahmen.

Von Sebastian Beck, München

Es klingt geradezu martialisch: Mit einem „Frankenwall“ will sich Bayern gegen das Vordringen der Afrikanischen Schweinepest verteidigen. Die gefährliche Tierseuche hat sich inzwischen auch im Nachbarland Hessen ausgebreitet und ist bis auf wenige Kilometer an die Grenze des Freistaats herangerückt. Das Virus ist zwar für den Menschen unbedenklich, weil es ausschließlich Haus- und Wildschweine befällt. Doch in der Landwirtschaft richtet die Afrikanische Schweinepest schwere wirtschaftliche Schäden an – vom Leid der erkrankten Tiere ganz abgesehen.

So mussten alleine in Italien bereits 60 000 Schweine notgeschlachtet werden. Weil dort die Exportmärkte für den Parmaschinken wegbrechen, befürchten die Bauern Verluste in Milliardenhöhe. Die EU rügte zuletzt das unzureichende Seuchenmanagement in Italien. Diesem Vorwurf wollen sich die bayerischen Behörden nicht aussetzen. Entsprechend aufwendig sind die Abwehrmaßnahmen, die hierzulande getroffen werden. Der Tierseuchen-Experte Ulrich Wehr vom Bayerischen Umweltministerium stellte sie am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags vor.

Ein sichtbarer Teil der Strategie ist demnach der besagte Frankenwall, der unter anderem aus mehreren gestaffelten Wildzäunen auf bayerischer und hessischer Seite besteht. Sie verlaufen in Nord-Süd-Richtung und sollen eine Ausbreitung der Wildschweine nach Osten erschweren. Bisher ist das anscheinend gut gelungen, denn in Bayern wurde noch kein einziger Fall von Afrikanischer Schweinepest registriert.

Das Aufstellen und Überwachen der Hunderte Kilometer langen Zäune entlang von Bundesstraßen und Autobahnen ist freilich eine teure Angelegenheit, die auch für Diskussionen sorgt. Kürzlich hatten FW-Landtagsabgeordnete von ihrem Parteifreund und Umweltminister Thorsten Glauber gefordert, dass auch in Bayern statt der mobilen Elektrozäune feste Zäune wie in Hessen errichtet werden sollten. Nach Darstellung von Wehr sind die insgesamt 60 Kilometer langen Elektrozäune aber nur ein erster Schritt, wenn notwendig, könnten auch feste Zäune aufgestellt werden.

Bayern habe das dichteste Überwachungsnetz in ganz Europa geschaffen

In Landkreisen an der Grenze zu Hessen gilt zudem eine erweiterte Untersuchungspflicht: Alle erlegten Wildschweine dürfen erst nach einem negativen Test auf die Afrikanische Schweinepest freigegeben werden, gleiches gilt für verendete oder notgeschlachtete Hausschweine. Für Jäger wurde die Aufwandsentschädigung in der Region von 70 auf 100 Euro pro erlegtem Wildschwein erhöht. Laut Wehr hat Bayern damit das dichteste Überwachungsnetz in ganz Europa geschaffen: In den Grenzlandkreisen wurden im Jahr 2024 bis zum 1. Oktober bereits 3705 gesund erlegte Wildschweine auf das Virus getestet, hinzu kommen 108 Stück Fallwild – also Tiere, die tot aufgefunden oder überfahren wurden. Nach dem Fallwild wird mit Drohnen und speziell ausgebildeten Kadaver-Hunden gesucht.

Eine weitere Barriere gegen die Afrikanische Schweinepest sind die ohnehin vorhandenen Wildschutzzäune entlang der Autobahnen. Sie teilen Bayern zusammen in 25 Kompartimente, also gewissermaßen in riesige Gehege – in denen im schlimmsten Fall alle Wildschweine abgeschossen werden könnten.

Falls die Schweinepest irgendwann doch nach Bayern übergreift, stehen Wehr zufolge im zentralen Tierseuchenlager am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 1600 Kilometer Zaunmaterial, Nachtzielgeräte, Sammeltonnen für Kadaver und vieles mehr bereit. Für die Bauern würden in diesem Fall komplizierte Handelsbeschränkungen nach EU-Recht in Kraft treten.

Die Mitglieder des Umweltausschusses zeigten sich parteiübergreifend mit den bayerischen Maßnahmen zufrieden – auch wenn ihnen Tierseuchen-Experte Wehr keine Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Seuche machen konnte. „Die Bekämpfung ist eine Marathonaufgabe“, resümierte er.

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