Erbschaft für Schwandorf:Drei Millionen gegen Straßennamen

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Der Stadtplatz von Schwandorf in der Oberpfalz. (Foto: Sebastian Beck)

Ein Arzt vererbt drei Millionen Euro an eine Stadt – unter einer Bedingung: Eine Straße muss nach ihm benannt werden. Gute Tat oder ein unmoralisches Angebot?

Von Deniz Aykanat

Es vergeht gefühlt keine Woche, in der sich nicht irgendein Stadt- oder Gemeinderat in Bayern mit der Benennung von Straßennamen beschäftigen muss. Meistens geht es dabei um Umbenennungen. Zum Beispiel in Erlangen, wo immer noch eine Straße nach dem einstigen NS-Generalfeldmarschall Erwin Rommel benannt ist, dem schon vor einiger Zeit die Beteiligung an Kriegsverbrechen nachgewiesen werden konnte.

So eine Umbenennung ist offensichtlich immer sehr kompliziert, selbst wenn die Faktenlage klar ist. Nur so lässt sich erklären, warum es meistens Jahre dauert, bis sich so eine Stadt- oder Dorfgemeinschaft geeinigt hat, wie man mit einem heiklen Straßennamen umgeht. Da gibt es das Lager derer, die eine Benennung klar als Ehre werten und für eine Umbenennung plädieren, wenn eine Persönlichkeit Schuld auf sich geladen hat. Andere sehen so ein Straßenschild nicht automatisch als Würdigung, sondern eher als Archiv und wollen sich etwa mit Hinweistafeln behelfen. Sie führen den bürokratischen Aufwand bei Adressänderungen an, den die Anwohner erwarten würde.

In Schwandorf in der Oberpfalz muss niemand seinen Briefkopf ändern, es ist aber auf andere Weise fast noch ein bisschen komplizierter – weil es auch noch ums Geld geht. Ein Arzt, der inzwischen gestorben ist, hatte in seinem Testament verfügt, dass Teile seines Vermögens, nämlich bis zu drei Millionen Euro an die Stadt gehen. So melden es lokale Medien. So weit, so erfreulich. Allerdings steht in dem Testament auch eine Bedingung: Das Geld gibt es nur, wenn eine Straße oder ein Platz nach dem Mann benannt wird.

Der Schwandorfer Stadtrat hat sich – nach großer Diskussion – mehrheitlich dafür entschieden, das Erbe anzunehmen – und einen Platz nach dem Arzt zu benennen. „Die Stadt erfüllt Millionär einen letzten Wunsch“, titelt die Mittelbayerische Zeitung (MZ). Die Stadt ist käuflich – so könnte man das auch sehen – und wer genügend Geld hat, kann sich eine Ehrung einfach kaufen.

Nun könnte man natürlich argumentieren, dass der Mann der Stadt ja auch sehr viel Gutes getan hat. Erst als Arzt und dann mit der Erbschaft. Es gibt wenige Kommunen in Bayern, die das Geld nicht dringend brauchen könnten. Die drei Millionen gehen an eine Stiftung der Stadt, die unter anderem ein Seniorenheim verwaltet. Der Platz vor eben diesem Heim soll nun bald den Namen des Gönners tragen. Viel Gutes getan, das hat die Altenpflegerin in dem Heim vermutlich auch. Drei Millionen verdient hat sie dabei aber vermutlich kaum.

Und so bleibt dann vielleicht noch die Frage: Warum will ein Mann unbedingt seinen Namen auf einem Straßenschild verewigt sehen? Er wollte das offensichtlich so dringend, dass er es laut MZ schon zu Lebzeiten im benachbarten Wackersdorf versuchte. Da lief die Sache nicht ganz so kompliziert ab. Es gab gerade keine freien Straßen oder Plätze.

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