Gefahr für bayerische WälderHilfe, die Eichenfresser kommen

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Hannes Lemme von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft leert die an einer Eiche befestigte Pheromonfalle aus.
Hannes Lemme von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft leert die an einer Eiche befestigte Pheromonfalle aus. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

In zwei bis drei Jahren droht die Massenvermehrung von drei Schmetterlingsarten zusammenzufallen, die dummerweise alle eines gemeinsam haben: Ihnen schmecken Eichenblätter sehr gut. Forscher überwachen deshalb schon jetzt die Population der Insekten.

Bayerns Eichenwäldern droht in zwei bis drei Jahren der Kahlfraß, wenn sich die Raupen von Schwammspinnern massenhaft über die Bäume hermachen. Üblicherweise tritt eine Massenvermehrung der Schmetterlingsart alle acht bis zehn Jahre auf, zuletzt 2018 bis 2020. „Doch die Lage spitzt sich schon wieder zu“, sagt der Biologe Hannes Lemme von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in einem Wald im unterfränkischen Wiesentheid bei Kitzingen, wo aktuell eine Populationsüberwachung läuft.

Seit Jahrzehnten gibt es ein Schwammspinner-Monitoring, seit vergangenem Herbst wird auch der Frostspanner vermehrt beobachtet. Nun haben sich LWF-Wissenschaftler zusätzlich den Eichenwickler vorgenommen. Franken war zuletzt deutlich mehr von den drei Schmetterlingsarten betroffen als der Rest Bayerns.

Das Waldschutzteam der LWF will mithilfe von Duftfallen herausfinden, wie es um die Population der Eichenwickler steht. Angelockt werden die männlichen Falter. In diesen Tagen werden mehr als 120 Fallen mit Lockstoffen für den Eichenwickler, die frankenweit verteilt sind, eingesammelt. Die per Klebstreifen gefangenen Insekten werden ausgezählt und diese Zahl soll ein Bild über das Vorkommen des Schmetterlings geben.

Im kommenden Jahr sollen die Fallen erneut gestellt werden. Über den Jahresvergleich erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse darüber, ob die Population wächst und eine Massenvermehrung des Eichenwicklers ansteht.

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Frostspanner und Eichenwickler fressen nach LWF-Angaben bis Ende Mai die jungen Eichenblätter. Bei Kahlfraß treiben die Eichen unmittelbar danach aus. Dieser Fraß sei meist kein Problem, erklärt Lemme. Der Schwammspinner allerdings frisst deutlich länger bis Ende Juni hinein. Wenn eine Massenvermehrung der frühfressenden Eichenwickler und Frostspanner mit einer des Schwammspinners zusammenfalle, werde es kritisch. Denn den Eichen droht eine doppelte Entlaubung, wenn der abermalige Austrieb von den Raupen des Schwammspinners verputzt wird.

Die Eichen treiben nach diesem zweiten Fraß zwar auch wieder aus, greifen dann jedoch auf Notreserven zurück. Im folgenden Jahr bleibt nach LWF-Angaben nur wenig Kraft, um im Holz die wichtigen Leitungsbahnen anzulegen. Konsequenz: Die für den deutschen Wald so wichtige Eiche kann absterben, vor allem, wenn sie durch Trockenheit schon geschädigt ist.

Gefräßiges Insekt: Waldbesitzer müssen sich in den nächsten Jahren vor allem in Franken auf mehr hungrige Schwammspinner einstellen.
Gefräßiges Insekt: Waldbesitzer müssen sich in den nächsten Jahren vor allem in Franken auf mehr hungrige Schwammspinner einstellen. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Klimaerwärmung begünstigt laut LWF Massenvermehrungen des Schwammspinners. Vor fünf Jahren etwa sah die Behörde rund 7500 Hektar Eichenwald vor allem zwischen Treuchtlingen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) und Bad Kissingen sowie zwischen Haßfurt und Remlingen (Landkreis Würzburg) durch die Raupe gefährdet. Auf Teilen der Fläche wurden daher Insektizide eingesetzt. Naturschützer kritisierten dies.

Biologe Lemme verweist darauf, dass ein hohes Risiko für einen Kahlfraß nicht zwingend eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln nach sich zieht. Es komme darauf an, ob die Situation bestandsbedrohend sei. Letztlich sollen Waldbesitzer so viele Informationen wie möglich über die frühfressenden Arten bei einer anstehenden Massenvermehrung des Schwammspinners bekommen. Auf dieser Grundlage müssten sie laut Lemme selbst entscheiden, ob sie eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln für nötig erachten.

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