Süddeutsche Zeitung

Vor der Landtagswahl: Darum will die CSU keinen Wahlkampf gegen Katharina Schulze

Die besseren Wahlchancen hätten Bayerns Grüne wohl mit Katharina Schulze als alleiniger Spitzenkandidatin. Doch einen echten Zweikampf mit Markus Söder lässt die CSU nicht zu, die von den Grünen gerade möglichst wenig wissen will.

Kommentar von Andreas Glas

Immerhin, einmal erwähnt Markus Söder die Grünen in seiner Rede bei der Jungen Union. Die bayerischen Grünen wohlbemerkt, nicht die Grünen im Bund, über die motzt er ja pausenlos. Wobei, zählt das überhaupt als Erwähnung, wenn der CSU-Chef über den Grünen-Landeschef spricht, ohne ihn beim Namen zu nennen, weil ihm dieser Name "entfallen" sei, wie Söder süffisant behauptet? Eine Bosheit, aber eine mit Hintergrund. Kann ja jeder selbst den Test machen: Na, wie heißt der bayerische Grünen-Chef?

Er heißt Thomas von Sarnowski. Aber das am Rande, als Spitzenduo in die Landtagswahl 2023 schicken die Grünen ja Katharina Schulze und deren Co-Fraktionschef im Landtag, Ludwig Hartmann, dessen Bekanntheit allerdings auch überschaubar ist. "Es ist die Zeit der Teams", sagen die Grünen. Doch die größten Wahlchancen hätten sie wohl mit ihrer bekanntesten, schillerndsten Figur an einer Solo-Spitze, mit Katharina Schulze. Ein Duell um die Staatskanzlei, zwischen der jungen Feministin und dem wieder konservativen, mittelalten Söder, der gerade die Ausweitung der Frauenquote in der CSU beerdigt hat - das hätte Potenzial gehabt für einen hochinteressanten, vielleicht sogar ein bisschen elektrisierenden Wahlkampf. Aber geht ja nicht, mit 37 ist Schulze zu jung fürs Amt der Ministerpräsidentin, so will es die bayerische Verfassung.

Und so will es die CSU, die sich sperrt, das Mindestalter, 40 Jahre, zu streichen. Dass die Grünen die CSU mit einer Single-Kandidatin Schulze gleich überflügeln, ist natürlich ein unwahrscheinliches Szenario. Die CSU will trotzdem kein Duell mit Schulze, sicher ist sicher, für Söder zählt jeder Prozentpunkt. Und damit wirklich nichts anbrennt, schweigt er die grüne Konkurrenz in Bayern gleich ganz tot. Sein Bekanntheitsvorsprung ist Söders größter Trumpf, das soll so bleiben, also schimpft er lieber über die Berliner Grünen, quasi stellvertretend.

Die Grünen in Bayern sind gut beraten, sich nicht auf diesen Stellvertreterkrieg einzulassen - und auf die Probleme in Bayern zu fokussieren. Davon gibt es genug.

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