Schulreform in Bayern:Junge Union will an G 8 festhalten

Rufe nach CSU-Mitgliederentscheid über G8/G9

CSU-Chef Seehofer ist bei der Schurleform mit parteiinternem Widerstand konfrontiert. Die Junge Union sagt: "Wir werden für das G 8 kämpfen."

(Foto: dpa)

Nicht schon wieder ein Systemwechsel: Bei der Reform des achtjährigen Gymnasiums sieht sich CSU-Chef Seehofer mit wachsendem Widerstand in der Partei konfrontiert. Vor allem die Junge Union will für das G 8 kämpfen.

Von Mike Szymanski

Bei der Reform des achtjährigen Gymnasiums in Bayern sieht sich CSU-Chef Horst Seehofer mit wachsendem Widerstand in seiner eigenen Partei konfrontiert. Am Montag kam die Parteispitze in München zur Präsidiumssitzung zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Debatte über eine mögliche Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium zu beraten. Seehofer ist zu weitreichenden Zugeständnissen an Schüler, Eltern und Lehrer bereit. Auch eine neunjährige Schulzeit bis zum Abitur als Regelfall, wie sie der Bayerische Philologenverband fordert, schließt er nicht aus. "Wenn es etwas Besseres gibt, ist das Bessere der Feind des Guten", sagte er am Montag vor der Sitzung.

Doch in seiner CSU wächst die Sorge, abermals mit einer Strukturreform große Teile der Bevölkerung gegen sich aufzubringen. Die überhastete Einführung des achtjährigen Gymnasiums unter Edmund Stoiber vor zehn Jahren, die der Partei immer noch zum Vorwurf gemacht wird, ist vielen eine Mahnung.

Gleich am Montagmorgen, anderthalb Stunden vor der Präsidiumssitzung, positionierte sich der Parteinachwuchs von der Jungen Union in der Debatte. "Wir werden für das G 8 kämpfen", sagte deren Vorsitzender Hans Reichhart bei einer Pressekonferenz. "Wir wollen Ruhe im System haben und keinen Systemwechsel." Er warnte die Parteispitze davor, im Alleingang zu entscheiden. Sollten grundlegendere Änderungen erfolgen, müsse die Basis gehört werden, entweder bei einem Parteitag oder durch eine Mitgliederbefragung, die laut Satzung möglich ist. "Das wäre was, wo man zeigen könnte: Wir sind eine Mitmachpartei."

Bei Kurs-Streitigkeiten in der Vergangenheit hatte Seehofer solche Forderungen der Jungen Union mühelos abbügeln können. Reichharts Vorgängerin Katrin Albsteiger hatte vor einem Jahr im Streit um die Abschaffung der Studiengebühren eine Mitgliederbefragung gefordert, stand aber ziemlich allein mit diesem Wunsch da. Damals hatte sich die CSU auch schwer mit der von Seehofer eingeleiteten Wende getan. Dieses Mal leistet sie aber spürbar härteren Widerstand. Vor allem in der Landtagsfraktion ist bislang wenig Bereitschaft zu erkennen, das jahrelang gegen Kritik verteidigte G 8 wieder abzuwickeln.

Fraktionschef Thomas Kreuzer machte am Montag deutlich, dass er eine Rückkehr zum G 9 als Regel für den falschen Weg hält. "Die überwiegende Mehrheit der Schüler schafft das G 8 ohne Schwierigkeiten", sagte er. Für die Minderheit, die mehr Zeit brauche, gehe es nun um eine Lösung. Und obwohl Seehofer auf eine Entscheidung bis vor der Sommerpause dringt, will Kreuzer sich bei der Diskussion Zeit lassen. "Wir lassen uns nicht treiben und hetzen. Wir brauchen eine differenzierte Lösung." Auch er erhöht den Druck auf Seehofer, indem er eine Mitgliederbefragung nicht ausschließt, falls "riesige Änderungen" in der Schulpolitik anstünden.

Auch die CSU-Bundespolitiker haben Bedenken

Bis hinauf in der Fraktionsspitze wird bezweifelt, dass es in der Bevölkerung den Wunsch nach einer großen Gymnasialreform gibt. Etliche Abgeordnete berichten, in den vergangenen Wahlkämpfen habe das Thema keine große, oft auch gar keine Rolle gespielt. Zudem besteht die Sorge, dass es bei einer Rückkehr zu einem G-9-Angebot sicher zu Anlaufschwierigkeiten kommen dürfte - eine Belastung für die nächste Landtagswahl 2018. Den Verlust der Alleinregierung 2008 führen CSU-Politiker unter anderem auf die Unzufriedenheit der Bürger mit der Schulpolitik zurück. Gegen Eltern, Lehrer und Schüler wolle man nicht wieder Wahlkampf machen, heißt es in der Partei.

Die Bedenken haben längst auch die Bundespolitiker der CSU erreicht. Stefan Müller, Staatssekretär im Berliner Wissenschaftsministerium, sagte am Montag: "Bei den Eltern, bei den Schülern und bei den Lehrern wird derzeit kein großer Bedarf gesehen, jetzt schon wieder eine Schulstrukturreform zu machen."

Seehofer versuchte am Montag, die Kritiker zu beruhigen. "Wer sagt denn, dass es einen Systemwechsel gibt?" Im Moment befinde sich seine Partei im Diskussionsprozess. Er selbst habe sich noch nicht entschieden. Kultusminister Ludwig Spaenle soll nun einen Gymnasialkongress vorbereiten. Im Landtag könnte es eine Anhörung geben. Reden hilft, meint Seehofer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: