Schulpolitik:CSU gibt Widerstand gegen G 9 auf

Abitur

Die CSU scheint in den letzten strittigen Fragen zum G 9 auf einen Kompromiss zuzusteuern.

(Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)
  • Die letzten strittigen Fragen auf dem Weg zum neunjährigen Gymnasium scheinen gelöst.
  • Die CSU soll der sogenannten Überholspur für Schüler zugestimmt haben, wonach die elfte Klasse übersprungen werden kann.
  • Wer sich für diesen Weg entscheidet, soll in den beiden vorherigen Schuljahren durch zusätzlichen Unterricht gefördert werden.

Von Wolfgang Wittl

Die CSU steuert in der Debatte über die Zukunft des Gymnasiums nun auch in den letzten strittigen Fragen auf einen Kompromiss zu. So soll die sogenannte Überholspur für Schüler, die das Abitur wie bisher nach acht Jahren absolvieren wollen, an der elften Klasse vorbeiführen. Darauf verständigten sich Bildungspolitiker der CSU-Landtagsfraktion und Vertreter der Staatsregierung am Montagabend in einem fünfstündigen Gespräch in der Staatskanzlei, wie Teilnehmer berichten.

Schüler sollen sich künftig nach der achten Klasse festlegen, ob sie ein G 9 oder ein G 8 beschreiten wollen. Wer sich für ein Abitur nach acht Jahren entscheidet, soll in der neunten und zehnten Jahrgangsstufe durch zusätzlichen Nachmittagsunterricht gefördert werden.

Die elfte Klasse soll die Mittelstufe entlasten, müsse aber auch neue Elemente enthalten, zum Beispiel bei der Vorbereitung auf Beruf und Studium. Sie sei keineswegs dafür da, um den bisherigen Stoff auf neun Jahre zu strecken. "Alle Wege müssen attraktiv sein", sagte ein Sitzungsteilnehmer: für Schüler, die an der elften Klasse vorbeiziehen, diese besuchen oder stattdessen lieber ein Auslandsjahr einlegen wollen.

Die G-8-Befürworter in der CSU bezweifeln zwar, dass sich unter diesen Voraussetzungen allzu viele Schüler für ein Abitur nach acht Jahren entscheiden. Sie fürchten, dass zusätzlicher Nachmittagsunterricht und ein Herausreißen aus dem Klassenverbund abschreckend wirken. Trotzdem werden sie sich einer solchen Lösung wohl nicht mehr verweigern. Erst dank des Fragenkatalogs der CSU-Abgeordneten habe das Kultusministerium in einigen Punkten Klarheit schaffen können, hieß es aus der Fraktion. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte das Papier wegen der Schärfe der Fragen vor zwei Wochen im Kabinett als "Art Scheidungsurkunde" bezeichnet.

Am Dienstagabend wollte die CSU die internen Gespräche in der Fraktion fortsetzen. Eine kontroverse Diskussion wurde nicht mehr erwartet; es gehe vielmehr darum, die Grundzüge für die finale Entscheidung am 5. April festzulegen. Auch ein neuer Vorschlag des Philologenverbands wird daher im Detail wohl erst erörtert werden, wenn bei einer Gesetzesänderung die Verbände gehört werden.

Der Plan sieht vor, es den Gymnasien selbst zu überlassen, ob Schüler neben der elften auch die siebte oder zehnte Klasse überspringen können. Der Vorteil wäre, dass die Schüler eine größere Auswahl hätten. Allerdings widerspräche es dem Ziel, an den Gymnasien ein einheitliches System zu etablieren.

Zufrieden zeigten sich CSU-Bildungspolitiker damit, dass das Kabinett ein Bildungspaket für alle Schularten schnüren will. Die Förderschulen etwa haben damit zu kämpfen, dass es nicht genügend ausgebildete Lehrer gibt. Es sei daher eine "erfreuliche Entwicklung", die Lehrstühle wieder aufzubauen.

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