Schule in Bayern:Lernen an der Flexibar

Gymnasium

Foto: Armin Weigel/dpa

(Foto: dpa)

Flexible Grundschule und Spaenles Flexijahr sind noch lange nicht genug: In Bayerns Schullandschaft steckt noch viel mehr Flexibiliserungspotenzial.

Kommentar von Nadeschda Scharfenberg

In Schuldingen ist in Bayern ja neuerdings die Flexibilität ausgebrochen. Es gibt flexible Grundschulen und Spaenles berühmtes Flexijahr fürs Gymnasium, das gerade wieder neu flexibilisiert wird, weil die Schüler einfach zu unflexibel sind.

Der neue Staatskanzleichef und frühere Umweltminister Marcel Huber hat vor ein paar Jahren, als er noch Kultusstaatssekretär war (ist der Mann flexibel!), den flexiblen Einschulungstermin vorgeschlagen, weil im September manche Mädchen und Buben noch fünf sind und andere schon fast sieben, was wirklich gemein ist. Jedes Kind fängt mit dem Lernen an, wenn es bereit ist, die eine zu Dreikönig, der andere, wenn der Maibaum aufgestellt wird - warum, bitte, hat Flexibilisierungsminister Spaenle diese Idee nicht längst umgesetzt?

Flexibusse für Langschläfer

In Bayerns Schullandschaft steckt noch viel mehr Flexibilisierungspotenzial: Die Schülerbeförderung sollte ausschließlich von Flexibussen geleistet werden. Das sind nicht etwa diese dehnbaren Exemplare mit Ziehharmonika, sondern solche, die man anruft, wenn man sie braucht. Das Beförderungskonzept korrespondiert mit dem neuen flexiblen Schulbeginn, Stichwort: individuelle Förderung von Langschläfern.

Die Klassenzimmer sind mit flexiblen Stühlen bestückt, die sich, wenn es in Reli oder Erdkunde langweilig wird, automatisch in Hängematten verwandeln. Der Klassenraum selbst lässt sich in drei Handgriffen zur Turnhalle umbauen. Reck und Weichbodenmatten sucht man allerdings vergeblich, das einzige Sportgerät ist der Flexibar, eine Wackelstange, die das Fett schmelzen und die Muskeln wachsen lässt.

Im Purzelbaum zum Flexi-Abi

Im Werkunterricht wird nicht mehr laubgesägt, sondern geflext, beim flexiblen Einmaleins kann sieben mal acht sechsundfünfzig sein oder fünfundsechzig, Hauptsache, die Antwort bewegt sich im Lösungskorridor. Am Ende der frei wählbaren Schulzeit steht das Flexi-Abi: Prüfungsfächer und Schwierigkeitsgrad sind auf den jeweiligen Schüler zugeschnitten. Auch mit Purzelbaum kann man es weit bringen.

Nur ein Thema ist ausgenommen von jeglichen Flexibilisierungsmaßnahmen: die Sommerferien. Die müssen bleiben, wie sie immer waren. Anfang August bis Mitte September. Wegen der Kartoffelernte. Daran ist nicht zu rütteln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: