Schülerzeitungswettbewerb "Blattmacher":Die Schulhofjournalisten

"Blattmacher" Preisverleihung, 2011

Die Gewinner des Schülerzeitungswettbewerbs "Blattmacher" werden zur Preisverleihung nach München eingeladen. Die Erstplatzierten aller Schularten qualifizieren sich außerdem für den Bundeswettbewerb und werden in den "Club der Besten" der "Süddeutschen Zeitung" aufgenommen

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer macht die beste Schülerzeitung? Zum Auftakt des Wettbewerbs "Blattmacher" geben Vorjahresteilnehmer Einblicke in ihren Redaktionsalltag.

Von Tobias Gmach

Kreativ und mutig, witzig und überraschend - diese Merkmale zeichnen eine gute Schülerzeitung aus. Weil sie im Schulalltag manchmal kaum zu realisieren sind, veranstaltet die Süddeutsche Zeitung in diesem Jahr wieder den großen Schülerzeitungswettbewerb gemeinsam mit der HypoVereinsbank und dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Gesucht werden die besten Blattmacher 2012/2013 aller Schularten Bayerns - der Grund- und Mittelschulen, Realschulen, Förderschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen.

In jeder Schulart gibt es für die Gewinner Geldpreise bis zu einigen hundert Euro zu gewinnen. Die Erstplatzierten werden zum Bundeswettbewerb nach Berlin weitergeleitet und in den "Club der Besten" aufgenommen, in dem ihnen dann erfahrene Zeitungsredakteure bei der Blattmacherarbeit helfen und bei Schreibblockaden und Themensuche zur Seite stehen. Zum heurigen Auftakt spricht die Süddeutsche Zeitung mit Schülerzeitungsmachern über die kleinen und großen Abenteuer des Blattmacher-Alltags.

Martin Wallner (37), Betreuungslehrer der Schülerzeitung "Plapperazzi" an der Römerbrunnenschule, Förderzentrum der Lebenshilfe Weißenburg. Auflage: 80 Stück; Preis: 2,50 Euro.

SZ: Herr Wallner, an der Römerbrunnenschule werden Kinder mit geistiger Behinderung unterrichtet. Wie sieht die Schülerzeitung "Plapperazzi" aus?

Martin Wallner: Unsere Zeitung ist sehr bildlastig, wir legen Wert auf großgedruckte und kurze Texte. Schließlich sollen möglichst viele Schüler verstehen, um was es in dem Blatt geht.

Wie wird in der Redaktion gearbeitet?

Nach einem Wandertag oder der Weihnachtsfeier fordern meine Kollegin Judith Blanz und ich die Schüler auf, selbstgeknipste Fotos mitzubringen. Die müssen sie dann in die richtige Reihenfolge bringen. Anschließend schreiben wir gemeinsam die Texte dazu. Die Schüler können sehr kreativ sein. Es ist wirklich spannend, auf was sie immer kommen. Und es kann lustig sein, weil sie es genau so aufschreiben, wie es passiert ist. Aber natürlich dauert alles länger als bei Kindern ohne Behinderung. Die Texte sind kein Hexenwerk, aber für meine Gruppe sind das Höchstleistungen. Bald wollen wir erstmals eine Audio-Ausgabe machen. Dann können Schüler, die nicht lesen können, im Computer die Bilder anklicken und einen vorher dazu aufgenommenen Text anhören. Wenn es zeitlich klappt, wollen wir damit am Wettbewerb teilnehmen.

Was macht das Schülerzeitungsprojekt an ihrer Schule außergewöhnlich?

Wir setzen die Schüler ganz nach ihren individuellen Fähigkeiten ein. Ich habe einen autistischen Jungen in meiner Gruppe. Der bekommt vielleicht keinen kreativen Text hin, kann ihn aber fehlerfrei eintippen. Ein anderer wiederum tut sich leichter, Fotos ins Format zu setzen. Jeder hat ganz eigene Stärken und Schwächen.

Katharina Schöler, Elftklässlerin und Redakteurin von "Gegenwind", der Schülerzeitung des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt, die bei einer Titel: Gegenwind; Auflage von 400 Stück 1,20 Euro kostet

SZ: Katharina, eure Schülerzeitung heißt "Gegenwind". Ihr spart also nicht mit Kritik, oder?

Katharina Schöler: Naja, ich persönlich würde mir sogar noch etwas mehr davon wünschen. Aber ein bisschen Gegenwind gibt es schon. Wir haben ja eine eigene Rubrik dafür: die Meckerecke.

Über was wird dort gemeckert?

Über ganz verschiedenes: wenn der Vertretungsplan mal wieder nicht funktioniert wie er sollte, zum Beispiel. Und es gab eine Zeit, da waren die Toiletten im Schulhaus in einem unappetitlichen Zustand. Da haben wir eine Klo-Reportage veröffentlicht.

Eine Klo-Reportage?

Wir haben genau protokolliert, wie dreckig die Toiletten waren. Nach der Veröffentlichung hat sich die Situation gebessert.

Was plant ihr für die nächste Ausgabe?

Das Heft trägt das Thema "Lehrer sind auch nur Menschen". Dazu gehören unter anderem die Hausbesuche, die wir immer wieder mal machen.

Nach dem Motto: Lehrer ganz privat?

So in etwa. Das Wohnzimmer und die Küche bekommt man meistens zu sehen, oft gibt es dann Kaffee und Kuchen. Man lernt die Lehrer in privater Atmosphäre schon besser kennen - besonders wenn man sich die Einrichtung ansieht oder wenn die Familie da ist.

Gottfried Wengel, 55, Schulleiter der Beruflichen Oberschule Erding. Die Schülerzeitung "Wortwechsel" kostet bei einer Auflage von 1000 Stück zwei Euro.

SZ: Herr Wengel, welchen Stellenwert hat die Schülerzeitung für Sie als Schulleiter?

Gottfried Wengel: Sie ist ganz wichtig für uns. Wir wollen Schülern, die eine Affinität zum journalistischen Schreiben haben, eine Chance geben, sich auszuprobieren.

Die Berufsoberschule dauert maximal drei Jahre. Findet sich da überhaupt immer ein Redaktionsteam?

Wir haben ständig personelle Veränderungen, das ist ganz klar. Aber wir müssen niemanden rekrutieren. Es melden sich jedes Jahr mindestens zehn engagierte Leute, die Spaß am Recherchieren haben.

Was sollte eine Schülerzeitung ihrer Meinung nach leisten?

Ich denke, sie hat die Aufgabe, das Umfeld der Schüler kritisch zu betrachten. Eine Schülerzeitung, die nur lustig und nett ist, finde ich daneben.

Rita Schlotter ist 47 Jahre alt und Betreuungslehrerin der Schülerzeitung "Clever" der Grundschule St. Martin in Deggendorf. Auflage: 180 Stück, Preis: zwei Euro.

SZ: Frau Schlotter, wie funktioniert eine Schülerzeitung mit Viertklässlern?

Rita Schlotter: Meine Schüler sind mit großer Begeisterung dabei. Ich betreue eine Gruppe von sechs Kindern. Die sind sehr motiviert und sprudeln teilweise nur so vor Ideen. Nur die Umsetzung ist oft das Problem. Am Anfang meinen sie, dass sie sich einfach hinsetzen und drauflosschreiben könnten. Zwei Jungs wollten zum Beispiel unbedingt einen eigenen Comic machen. Irgendwann haben sie mir dann ihre Zeichnungen gezeigt - die waren wirklich einfallsreich. Dass so ein Comic aber eine spannende oder lustige Geschichte erzählen soll, darauf sind sie nicht gleich gekommen. Zehnjährige brauchen viele Tipps. Aber es gibt auch echte Naturtalente. Letztes Jahr hatte ich eine grandiose Zeichnerin in der Gruppe. Die hat in fünf Minuten einen Drachen gemalt, wenn es drauf ankam.

Wie unterstützen Sie das Projekt?

Ich verbessere natürlich Grammatik- und Rechtschreibfehler. Das ist wie beim Korrigieren eines Aufsatzes. Ich muss aber auch die Themenauswahl koordinieren. Einmal wollten plötzlich alle über Tiere schreiben. Da musste ich schon einschreiten. Wir können doch keine Tierzeitung machen.

Jutta Karmann ist 15, geht in die zehnte Klasse der Staatlichen Realschule Rain und ist Schülerredakteurin von "Graffiti". Auflage: 500 Stück, Preis: drei Euro.

SZ: Jutta, wie bist du zur Schülerzeitung gekommen?

Jutta Karmann: Ich denke, dass ich relativ kreativ bin. Ich schreibe einfach gerne meine Gedanken auf. Meine ehemalige Deutschlehrerin hat mich dann bei der Redaktion sozusagen verraten.

Was reizt dich am Zeitungsmachen?

Dass man zu allem seinen Senf dazu geben kann. Jeder bringt viele tolle Ideen ein, jeder hat seinen eigenen Stil. Der eine schreibt eher sachlich und berichtend, der andere lieber einen Kommentar oder eine Glosse. Das finde ich total spannend.

Möchtest du mal Journalistin werden?

Nein, eher nicht, ich möchte mich beruflich im sozialen Bereich engagieren. Aber unser Chefredakteur hat fest vor, etwas journalistisches zu studieren.

Das Thema eurer letzten Ausgabe lautete "Zukunft". Um was ging es da?

Wir haben nicht nur Schulthemen, sondern schauen über den Tellerrand hinaus. Eine Geschichte drehte sich um den Klimawandel. Es ging darum, die Entwicklung der Welt aus der Sicht von uns Jugendlichen darzustellen.

Für die Bewerbung beim Blattmacher-Wettbewerb fünf Exemplare einer Schülerzeitungsausgabe, die im Zeitraum von September 2012 bis Mitte Juni 2013 erschienen ist, bis 17. Juni 2013 (Datum des Poststempels) schicken an: Süddeutsche Zeitung GmbH, Bayernredaktion, Hultschiner Straße 8, 81677 München. Besuchen, liken, teilen: Neuigkeiten und Tipps von Redakteuren findet ihr auf: www.facebook.com/SZBlattmacher

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