Blattmacher-Wettbewerb:Ist das Kunst oder künstliche Intelligenz?

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Bayerns Schülerzeitungsredaktionen berichten über alle Lebenslagen ihrer Leser und sind längst auch digital, online und in Podcasts unterwegs. (Foto: The_Scissorhands_/Fotos: Pexels, Pixabay, Unsplash)

In der 19. Runde des bayerischen Schülerzeitungswettbewerbs Blattmacher dominierten die Themen KI und Gendern. Ausgewählte Sieger und Finalisten geben in diesem Schwerpunkt Tipps und Tricks zum Schülerzeitungsmachen.

Von Anna Günther

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst nicht mehr nur ein Thema für Wissenschaftler und Technikexperten – sie ist ein Teil unseres Alltags geworden. Von Sprachassistenten auf dem Handy bis hin zu automatisierten Übersetzungen prägt KI bereits viele Bereiche unseres Lebens. Doch wie könnte sie die Arbeit an Schülerzeitungen beeinflussen? Schülerzeitungen sind ein kreativer Raum, in dem Texte geschrieben, Interviews geführt und Ideen gestaltet werden. Die Frage, ob und wie KI diese Prozesse unterstützen oder verändern könnte, ist hochspannend – und genau das wollen wir hier untersuchen.

Stell dir vor, ein KI-Tool hilft beim Schreiben eines Artikels, schlägt bessere Formulierungen vor oder recherchiert in wenigen Sekunden passende Informationen. Klingt praktisch, oder? Doch damit stellen sich auch Fragen: Wo bleibt die eigene Kreativität? Was bedeutet es, wenn eine Maschine mitredet?

Achtung, neuer Absatz, Achtung, neue Autorin. Die ersten beiden Absätze dieses Textes hat die Gratis-Version von Chat-GPT geschrieben.

Bemerkt haben das wahrscheinlich nur Leser und Leserinnen, die mit dem Tonfall der Süddeutschen Zeitung oder dieser Autorin vertraut sind und wissen, dass in der SZ die Leser nicht geduzt und selten direkt angesprochen werden. Auch ein Wir kommt nahezu nie im Text vor. Was das alles soll?

Wieso in einem Text über künstliche Intelligenz und Schülerzeitungen nicht auch das Programm etwas schreiben lassen? Wie KI den Alltag aller Menschen verändert, wird schon seit Monaten breit diskutiert. Das betrifft alle, natürlich auch den Journalismus und die bayerischen Schulen.

Wer viel an Schulen unterwegs ist, hört oft, dass schon Fünftklässler ihre Hausaufgaben von Chat-GPT erledigen lassen. Das erfordert pfiffige Pädagogen, die den Stoff auf unkonventionelle Art abfragen, um zu sehen, ob bloß die KI oder auch die Schüler die Inhalte verstanden haben.

Längst arbeiten die großen und kleinen Medienhäuser mit KI-Anwendungen – diese Autorin lässt sich das Abtippen ihrer Tonaufnahmen gerne vom Computer abnehmen. Nachhören muss sie trotzdem und ihre Texte schreibt sie grundsätzlich selbst. Denn Verlass ist nur auf das eigene Wissen, die eigenen Quellen, den eigenen Faktencheck.

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Und sobald es um mehr geht als allgemeine Formulierungen wie zu Beginn dieses Textes, tun sich die Schwächen der KI-Programme auf: Auch KI weiß nicht alles und spuckt zusammengewürfelte Inhalte aus dem Internet aus.

Chat-GPT klingt gut, aber nicht selten stimmen Fakten nicht. Erfahrene Schulleiter berichten etwa von KI, die den Satz des Pythagoras auch mit Tipps nicht kapiert und dann frech wird. Oder Siri schwafelt irgendein Zeug, statt das gewünschte Kinderlied aufzurufen. Weil sie es nicht findet.

Deshalb sind kritisches Hinterfragen und ständiges Überprüfen das Wichtigste im Umgang damit. Diese Regel ist so simpel wie journalistisch. Denn es ist egal, ob die KI Quatsch erzählt oder ein Interviewpartner. Ohne Überprüfen, ohne Faktencheck geht nichts im Journalismus.

Zu dieser Erkenntnis sind längst auch viele bayerische Schülerzeitungsredaktionen gekommen. Über das Thema künstliche Intelligenz war in der 19. Runde des Blattmachers, oft zu lesen. Und die 21 Finalisten des bayerischen Schülerzeitungswettbewerbs, den die Süddeutsche Zeitung und das bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus gemeinsam mit Unterstützung der Nemetschek Stiftung ausrichten, taten dies auf sehr hohem Niveau.

An der Mindelheimer Maria-Ward-Realschule experimentierte die Redaktion von die Idee mit Bildern. Sie ließ neue Fotos kreieren oder manipulierte vorhandene. Vom Ergebnis – und der hohen Qualität – waren die Nachwuchsjournalisten überrascht und verfassten einen Schwerpunkt dazu. Auch deshalb kürte die Blattmacher-Jury die idee zur Siegerin der Kategorie Realschulen. Welche Erkenntnisse das Team hatte, ist unter anderem in diesem Sonderdruck zum Wettbewerbsjahr 2023/2024 nachzulesen.

Für ihr Heft wies die Redaktion von "die idee" die Bild-KI an, diese Straße zu verlängern. Das rechte Foto ist als Fälschung kaum zu erkennen. (Foto: Screenshot SZ)

Ein anschaulicher Erklärtext zu KI ist dem Wallburg Express gelungen, der Zeitung der Mittelschule im unterfränkischen Eltmann. Auch dafür gab es den zweiten Platz der Kategorie Mittelschulen. Mit einem Schwerpunkt lieferte diese Redaktion auch das zweite Thema dieses Schuljahres: Gendern. Die politische Debatte ums „Genderverbot“ der CSU und den Umgang mit Sonderzeichen waberte viele Wochen durchs Land. Die Frage „Was dürfen wir?“, stellte sich einigen Redaktionen. Die Antwort in aller Kürze: Es kommt auf die Rechtsform an.

Erscheint das Schülermagazin als Organ der Schule, etwa der Schülermitverantwortung (SMV), gilt die Zeitung als Druckwerk schulischer Gremien. Gender-Sonderzeichen wären dann verboten. Erscheint die Zeitung im Sinne des Bayerischen Pressegesetzes (BayPRG), gilt dies nicht. Und wenn die Schule in städtischer Trägerschaft ist, wie etwa beim Regensburger Von-Müller-Gymnasium, dann gelten die Regeln der Stadt. Im Blickkontakt, in dieser Ausgabe mit starken Titelbildern vertreten, wird seit Jahren konsequent gegendert.

Mehr zum Blattmacher-Wettbewerb lesen Sie hier.

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