Schülerzeitungswettbewerb:Mit Fotos neue Leser fangen

Schülerzeitungswettbewerb: Dieses Foto im sogenannten Feed des SZ-München-Accounts soll Instagram-Nutzer erfreuen und dabei zu Lesern machen: In der "Bio", den Informationen zum Account, steht der Link zur SZ-Wiesn-Berichterstattung.

Dieses Foto im sogenannten Feed des SZ-München-Accounts soll Instagram-Nutzer erfreuen und dabei zu Lesern machen: In der "Bio", den Informationen zum Account, steht der Link zur SZ-Wiesn-Berichterstattung.

(Foto: SZ)

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. Fotoportale wie Instagram werden auch für Journalisten immer wichtiger, denn die Online-Fotoflut birgt viele Chancen für gedruckte Zeitungen.

Von Anna Günther

Zeit ist kostbarer als Gold, so steht es seit Generationen in Poesiealben und auf Wandkalendern. In einer digitalisierten Welt aber wird die Ressource Zeit teurer. Digital-Experten gehen davon aus, dass Firmen künftig noch mehr Geld dafür ausgeben werden, die Aufmerksamkeit von Nutzern digitaler Medien zu fesseln und auf ihre eigenen Internetseiten zu lenken.

Wie das funktioniert, lässt sich am Beispiel des soziales Netzwerks Instagram beobachten: Mittlerweile sind eine Milliarde Menschen weltweit jeden Monat auf dem Fotoportal aktiv. Längst verfolgen auch Journalisten, was Prominente und Politiker dort veröffentlichen. Immer mehr Promiportale machen sogar Nachrichten aus den Urlaubsschnappschüssen von Schauspielern.

Denen hat Instagram eine neue Macht über ihre eigenen Bilder und Geschichten gegeben - und den Paparazzi wohl das Geschäft verdorben: Das erste Foto der US-Popsängerin Beyoncé mit Babybauch hätte sicher ein Vermögen eingebracht. Stattdessen veröffentlichte die Sängerin 2017 selbst das Foto, unter dem bis heute 11,2 Millionen Nutzer aufs Herzchen klickten und damit zeigten, dass sie das Foto mögen. Rekord. Dass Beyoncé sich mit Blumengirlande und Schleier so zeigt wie Rubens und Brueghel der Ältere vor 400 Jahren die Madonna in Öl gemalt haben, passt zu Instagram und zu Beyoncé als Königin der Selbstinszenierung.

Fotos wirken unmittelbarer als Text. Ein gutes Bild brennt sich binnen Millisekunden ins Gedächtnis. Gute Texte entfalten ihre Wirkung langsamer. Texte erklären Zusammenhänge, ordnen Nachrichten ein. Bilder fangen Leser, ähnlich wie knackige Überschriften. Das wissen auch die jüngsten Blattmacher Bayerns längst. Vielen Schülerzeitungen, die in diesem Jahr beim Wettbewerb Blattmacher der Süddeutschen Zeitung und des bayerischen Kultusministeriums teilgenommen haben, war anzusehen, dass die Redaktionen beim Layout genau überlegen, wie Texte und Fotos am besten zur Geltung kommen.

Das Niveau der preisgekrönten Magazine ist hoch. Aber an soziale Medien wie Instagram wagen sich derzeit nur wenige. Immerhin: Zwei der drei besten Online-Schülerzeitungen, W.I.R. Media der Erlanger Wirtschaftsschule Röthelheimpark und das Freinger Zwitscher-Blatt des Gymnasiums Freyung, haben einen Account.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis andere nachziehen. Die Entwicklungen der "großen" Zeitungswelt sind rasch bei den Schülerteams zu finden. Besonders weil die meisten Instagram-Nutzer laut Global Digital Report 2018 der Kreativagentur "We are social" jünger sind als 34 Jahre. Die Schülerzeitungen und ihre Leser entsprechen genau dieser Zielgruppe.

Noch aber sind die Printprodukte im Blattmacher-Wettbewerb in der Überzahl. Wie das genau geht mit dem Internetauftritt einer Schülerzeitung oder der rein digitalen Zeitung, wird bald ein Online-Manual von Kultusministerium und der Bundesvereinigung Jugendmedienbildung erklären. Soziale Medien wie Instagram sind der nächste Schritt, denn Redaktionen müssen die Kanäle bespielen. Das kostet Zeit.

Klug eingesetzt sind Bilder und Bildportale keine Konkurrenz zu Zeitungen, sondern Ergänzung und eine Art Fischernetz. Nur dass auf Instagram keine Fische, sondern Leser gefangen werden. Die Süddeutsche Zeitung hat mit SZ-Magazin, SZMuenchen und SZ-Familie allein neun Instagram-Accounts, über die Redakteure lustige Bilder oder ernste Nachrichtenfotos schicken, die Follower auf die Homepage, in die Digitalausgabe und an die Kioske lotsen sollen. Die New York Times hat mehr als zehn, darunter je einen für Koch-, Reise- oder Genderthemen.

Instagram-Fotos von Politikern und Promis sind oft reine Inszenierung

Die Macht der Bilder ist seit Jahrtausenden ungebrochen: Erste Geschichten übers Jagen oder ihre Götter erzählten Menschen mit Zeichnungen an Felsen. Kirchen und Tempel waren oft prächtig mit Bildern und Statuen gestaltet, damit allen die Botschaft klar wurde, selbst wenn sie wie die meisten Menschen in Mittelalter und früher Neuzeit das Latein der Priester nicht verstanden und nicht lesen konnten. Wie mächtig Bilder sein können, zeigt auch der Hass gegen sie und die damit verbundene Zerstörungswut, egal ob diese Bilder andere Herrscher oder Szenen eines anderen Glaubens darstellen.

Die starke Wirkung eines Bildes können Schülerzeitungsredakteure für ihr Magazin nutzen. Für den eigenen Bildkonsum auf Instagram sollten Schüler sich aber bewusst sein, dass Fotos von Stars oder Politikern anders als reine Nachrichtenbilder sehr bewusst ausgewählt wurden und meistens inszeniert sind. Wie es hinter dieser Fassade aussieht, ist dann in Zeitungsartikeln nachzulesen.

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