Süddeutsche Zeitung

Blattmacher-Wettbewerb:Der Nachwuchs improvisiert

Beim Schülerzeitungswettbewerb Blattmacher ist durch Corona diesmal alles anders: So finden Siegerehrungen digital statt, ebenso der bundesweite Entscheid, bei dem wieder viele bayerische Schulen vorne dabei waren.

Von Anna Günther und Paula L. Trautmann

Welche Schülerzeitung ist besonders kreativ? Welche Redaktion bringt die spannendsten Themen ins Blatt? Diese Fragen stellen sich Juroren der Süddeutschen Zeitung und des Bayerische Kultusministeriums seit 2005 jedes Jahr beim bayerischen Schülerzeitungswettbewerb Blattmacher. Erfreulich ist, dass viele bayerische Teams Jahr für Jahr auch zu den besten Redaktionen Deutschlands gekürt werden. Nun wurden wieder zwölf bayerische Redaktionen beim bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb ausgezeichnet. So groß die Freude bei den Nachwuchsjournalisten ist, durch Corona war und ist in diesem Jahr alles anders, beim Blattmacher in München und auch in Berlin.

Normalerweise werden die Bundessieger nach Berlin in den Bundesrat eingeladen. Für die bayerischen Sieger folgt so auf die Münchner Feier die Ehrung in der Hauptstadt - doppelte Freude. Eigentlich. Den Sieg in München konnten diese Schülerteams im Sommer 2019 noch zelebrieren, aber aufgrund von Corona wurde die Preisverleihung in Berlin erst verschoben und fand nun kürzlich rein digital statt. "Das ist natürlich maximal enttäuschend. Ich hätte mich so für die Schüler gefreut, weil ich weiß, dass sie da ganz viel mitnehmen und dass das ganz eine breite Brust macht", sagt Michael Hartmann, Betreuer der Schülerzeitung Blickkontakt des Von-Müller-Gymnasiums in Regensburg.

Die Redaktion kam beim Blattmacher in der Kategorie Gymnasien auf den ersten Platz, in Berlin wurde sie Dritter. Hartmann war schon oft zur Preisverleihung in Berlin, er weiß, welch' "super Event" seinen Schülern entging. Chefredakteurin Annika Nopper sieht es pragmatisch: "Es wäre dramatischer gewesen, wenn ich davor schon einmal in Berlin gewesen wäre und gewusst hätte, was ich da verpasse. Es ist natürlich schade, aber absolut verständlich."

Auch an der Fach- und Berufsoberschule in Freising war die Enttäuschung groß. Die Schülerzeitung Zoom kam beim Blattmacher auf den dritten Platz und wurde in Berlin sogar mit dem ersten Platz geehrt. "Wir wären natürlich sehr gern nach Berlin gefahren. Es war nicht nur der Wettbewerb, der ins Wasser gefallen ist, sondern auch das ganze Erlebnis, sich die Stadt ein bisschen zusammen anzusehen", sagt Layouter Valentin Schmid. Die Betreuerin der Freisinger Schülerzeitung, Beate Keeser, war schon mit einigen Klassen in Berlin. "Das allerbeste war immer die Preisverleihung im Bundesrat, das war wirklich etwas ganz Besonderes. Das ist eine richtige Ehrung, sehr festlich und da geben sie sich auch wirklich große Mühe", sagt Keeser. Alle Preise werden nach den verschiedenen Schulkategorien vergeben: Förderschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien und berufliche Schulen.

Digital wurden coronabedingt auch die Berliner Workshops abgehalten. Die seien zwar nicht genauso "cool" gewesen, wie ein Besuch in Berlin, sagt die Regensburgerin Annika Nopper, trotzdem habe sie "großen Respekt für alle, die das organisiert haben". Es gab Workshops etwa zu guten Handyfotos, Comic zeichnen, Ethik und Journalismus sowie Politik.

Die bayerischen Erstplatzierten hatten noch großes Glück: Sie bekamen im vergangenen Frühjahr einen Workshop-Tag an ihrer Schule. Das klappte noch, dann stiegen die Infektionszahlen der ersten Welle an. Doppeltes Pech hatten die Regensburger: Beim Landesentscheid ging ihre Einladung zur Siegerehrung in der Post verloren. Zum Trost wurde die Redaktion von Kultusminister Michael Piazolo (FW) im Ministerium empfangen und bekam eine Tour durchs SZ-Hochhaus und die Druckerei. Und jetzt verschwand das Paket aus Berlin mit Pokal, Urkunden und Geschenken. Mittlerweile ist es wieder da. Lehrer Hartmann nimmt es sportlich: "Ich sag dann, Leute, es hilft nichts, die nächste Zeitung muss halt so werden, dass wir da wieder hinfahren können."

Die Freisinger haben sich vorgenommen, die Preise 2021 mit ihrer Lehrerin nachzufeiern. Layouter Schmid tröstet sich zudem mit den Erinnerungen an die Münchner Siegerehrung im Sommer 2019: "Die war echt schön. Es war auch sehr interessant zu sehen, was für Schülerzeitungen aus anderen Kategorien gewonnen haben. Was die schon alles auf die Beine stellen, das hätte ich nicht erwartet", sagt er. "Da war noch alles ganz normal, Gott sei Dank!", erinnert sich auch seine Lehrerin.

Von Normalität kann in der laufenden Blattmacher-Runde 2019/2020 dagegen keine Rede sein: Aufgrund von Corona wurden der übliche Einsendeschluss aus dem Frühsommer in den Herbst verlegt. Noch bis zum 31. Oktober können Schülerredaktionen ihre Hefte einschicken. Dementsprechend gab es vor den Sommerferien auch keine Siegerehrung. Die Auszeichnung der besten bayerischen Schülerredaktionen findet nun am 30. November statt. Aber weil die Infektionszahlen wieder stark steigen, müssen auch SZ und Kultusministerium auf eine Feier im Hochhaus der Süddeutschen Zeitung verzichten. Trotzdem werden die besten 21 Redaktionen feierlich-fröhlich geehrt - digital, mit einem eigenen Film, den sie am Tag der Preisverleihung anschauen können.

Einsendeschluss des Blattmacher-Wettbewerbs 2019/2020 ist der 31. Oktober. Die drei besten Print-Redaktionen pro Schulart bekommen zwischen 200 und 500 Euro Preisgeld von der Nemetschek Stiftung, künftig erhalten auch die besten Online-Schülerzeitungen Geldpreise. Teilnehmen dürfen Redaktionen aus Grund-, Mittel-, Real- und Förderschulen, aus Gymnasien und beruflichen Schulen. Die Sieger jeder Kategorie bekommen dazu ein Belohnungsprogramm von Nemetschek Stiftung und SZ. Mehr wird erst bei der Siegerehrung verraten. Weitere Infos stehen unter sz.de/blattmacher und km.bayern.de/online-schuelerzeitung

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Quelle:
SZ vom 26.10.2020/vewo
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