Brauchtum:Schotten und Bayern – bei der Geburt getrennt

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Komische Kleidung und der Hang zum Bier: Schotten und Bayern haben vieles und noch viel mehr gemeinsam. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Lederhose und Kilt, Whisky und Bier, Macbeth und Markus Söder: Bei der Fußball-EM offenbaren sich erstaunliche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Bergvölkchen. Manche Schotten wollen Bayern gar nicht mehr verlassen.

Glosse von Thomas Balbierer

Der junge Schotte, nennen wir ihn Scott, muss sich verdammt wohlgefühlt haben in Bayern. Es war Samstagnacht, das EM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland lag schon mehr als 24 Stunden zurück, aber Scott wollte einfach nicht heim. Sein Flieger zurück auf die Insel gehe in einer Stunde, erzählte Scott schwer betrunken an der Bar. Doch statt schleunigst den Zug zum Flughafen zu nehmen, wirbelte er weiter über die Tanzfläche.

„No Scotland no party“ – diesen Fangesang schien Scott sehr ernst zu nehmen. Aber nicht nur er: Neben ihm ging ein älterer Kerl im Schottland-Trikot zu Boden, wie ein Baumstamm nach einem Wurf bei den Highland Games. „Zehntausende Schotten tranken München leer“, berichtete der Sport-Informations-Dienst am nächsten Tag, was übertrieben war, aber gut ins Bild passte.

Sieht man vom Brummschädel ab, haben Scott und seine Landsleute eine gute Zeit in Bayern erlebt. Was auch daran liegen könnte, dass sie sich gefühlt haben wie zu Hause. Bayern und Schotten sind sich erstaunlich ähnlich, fast als wären sie bei der Geburt getrennt worden: Weißwurst und Haggis, Lederhose und Kilt, Whisky und Bier, Macbeth und Markus Söder. Beide Länder tragen Weiß und Blau in ihren Flaggen, fühlen sich von London respektive Berlin gegängelt und pflegen einen für Fremde kaum zu entschlüsselnden Dialekt.

Wer sich auf Schulenglisch mit einem Schotten unterhalten will, weiß plötzlich, wie es einem Hannoveraner in Niederbayern ergeht: Sorry, what did you say? Doch auch ohne Worte ist da eine instinktive Grundsympathie für diese eigentümlichen, aber herzlichen Bergvölker mit Hang zum Separatismus.

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Dass die schottische Nationalmannschaft ihr EM-Quartier ausgerechnet im bayerischen Postkartenidyll von Garmisch-Partenkirchen aufgeschlagen hat, ist kein Zufall: Wo sonst in Deutschland fühlt man sich den rauen Highlands so nah wie am Fuße der Alpen?

In Garmisch-Partenkirchen ist die Freude über die britischen Gäste jedenfalls riesig. Als das Nationalteam vergangene Woche ankam, gab es einen Empfang mit Schuhplatteln, Blasmusik und Dudelsack-Einlage. „Diese Mannschaft war meine persönliche Wunschmannschaft“, sagte Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU). Nur eins könnte das brüderliche Miteinander jäh beenden: Nach dem 5:1 gegen Deutschland droht Schottland ein frühes EM-Aus.

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