Süddeutsche Zeitung

Schnee in Bayern:"Vollpension und Getränke gibt's für jeden Helfer"

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Die Hütten von Peter Kirchberger waren eingeschneit. Da bat er auf Facebook um Hilfe beim Schneeschippen. Jetzt rücken am Wochenende schon zum zweiten Mal die Freiwilligen an.

Interview von Merlin Gröber

Normalerweise kommen Gäste in die Berghäuser von Peter Kirchberger in Bayrischzell um sich zu entspannen. Vergangenes Wochenende standen sie mit Schneeschaufeln vor der Tür. Die Häuser waren eingeschneit, Kirchberger hatten auf Facebook um Hilfe gebeten. Wenig später war der Schnee von den Dächern. Jetzt plant Kirchberger bereits das nächste Schneeschaufel-Wochenende.

Herr Kirchberger, Sie haben eine Facebook-Aktion gestartet, um Ihre Berghütten vom Schnee zu befreien. Was war da los?

Peter Kirchberger: Hier in Miesbach wurde vergangene Woche wegen des vielen Schnees der Katastrophenfall ausgerufen. Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) müssen aber erstmal die öffentlichen Gebäude vom Schnee befreien. Ich wollte den zwei Meter hohen Schnee aber so schnell wie möglich von unseren alten Dächern runter haben. Die Häuser wurden 1936 gebaut, da muss man aufpassen. Die Wege zu den Häusern konnte ich mit dem Radlader freihalten. Mir war aber klar, dass ich für die Dächer Hilfe brauchen würde.

Wer kommt denn an einem freien Wochenende in die Berge, um mit Ihnen Schnee zu schaufeln?

Wir haben eine relativ große Fangemeinde, die unsere Häuser mag und sehr hilfsbereit ist. Als wir auf Facebook um Hilfe baten, meldeten sich in kürzester Zeit zwei Duzend Freiwillige. Einigen mussten wir absagen, da das Schneeräumen auf Dächern sehr gefährlich ist. Am Ende kamen 16 Bergsteiger mit Helmen, Sitzgurten und Seilen, die haben das Dach fast komplett freigeräumt. Die meisten Helfer waren aus der Gegend und dem Großraum München, zwei waren aus Nürnberg.

Ihre Häuser kann man für Tagungen oder Urlaube mieten. Wegen des Schnees mussten Sie ihren Betrieb für eine Woche einstellen. Gab es in der Vergangenheit schon ähnliche Vorfälle?

Ich bin seit elf Jahren Gastgeber in den Häusern. So etwas habe ich aber noch nie erlebt. Dass viel Schnee fällt ist nicht neu. Die Berghäuser liegen auf einer Höhe von 1100 Metern - da schneit's im Winter ordentlich. Aber dass es in so kurzer Zeit so viel schneit ist ungewöhnlich. Normalerweise verteilt sich der Schneefall über mehrere Wochen. Dieses Mal kam alles innerhalb von wenigen Tagen runter.

Die freiwilligen Helfer konnten nicht den ganzen Schnee wegräumen. Gab es inzwischen Hilfe von offizieller Seite?

Ja, diese Woche war die Feuerwehr da und hat den restlichen Schnee von den Dächern geschippt. Die duften dann auch bei uns übernachten. Es waren ja mehrere Hundert Helfer von Feuerwehr und THW in Bayrischzell. Der Ort hat aber nur 1500 Einwohner.

Der Schnee ist noch nicht weg, für dieses Wochenende haben Sie eine neue Aktion geplant. Was haben Sie diesmal vor?

Der ganze Schnee von den Dächern liegt jetzt vor den Häusern. Das sind rund 200 Kubikmeter. Die müssen unbedingt weg, damit die Wände wieder atmen können. In die alten Holzhäuser drückt die Feuchtigkeit rein und irgendwann schimmelt es. Deswegen suchen wir jetzt wieder auf Facebook kräftige Männer und Frauen mit Schneeschaufeln. Wer hilft, wird von uns umsorgt: Vollpension und Getränke gibt's für jeden Helfer.

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