Schliersee:Sixtus sucht nach neuem Standort

Von Matthias Köpf, Schliersee

Obwohl der neue Eigentümer den Hauptsitz an den Produktionsstandort im nahen Hausham verlagert hat, heißt die Firma seit Anfang 2013 ganz offiziell "Sixtus Werke Schliersee GmbH". Doch eine Rückkehr an den Ort seiner Gründung 1931 bleibt dem Salbenhersteller Sixtus verwehrt. Nachdem sich die Schlierseer im Bürgerentscheid am Sonntag gegen die Pläne für einen neuen Firmensitz am Seeufer nebst Verkaufsräumen für die Pflegeprodukte ausgesprochen haben, fürchtet Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) um den Ruf seiner Gemeinde. Das Votum könne Schliersee "um Jahre zurückwerfen". Wer wolle schon viel Zeit und Geld in Pläne stecken, wenn er damit rechnen müsse, dass wieder ein Bürgerentscheid alles zunichtemacht, fragt der enttäuschte Bürgermeister. Das Unternehmen selbst vergleicht schon mehrere andere Standort-Angebote aus dem Landkreis Miesbach.

Mit 55 Prozent der Stimmen hatten sich die Schlierseer am Sonntag gegen die Sixtus-Ansiedlung entschieden, bei einer Beteiligung von mehr als der Hälfte der gut 5700 Wahlberechtigten. Die Gegner des Projekts zeigen sich vom Ausgang des Entscheids erfreut. Sie hatten argumentiert, dass die Gemeinde auf dem einst mit einer Limonadenfabrik bebauten Grundstück an der Uferstraße mehr Geld mit Wohnhäusern einnehmen könnte als mit Gewerbe. Zudem hätte Sixtus auch die Nachbarfläche benötigt, die dazu aus dem Landschutzgebiet genommen werden müsste. Dieses umschließt den Ort zur Gänze und hat ihn bisher vor allzu großen Wucherungen bewahrt. Die Befürworter der Sixtus-Ansiedlung versprachen sich von einer Manufaktur am See einen Imagegewinn für den Ort und eine Attraktion für zusätzliche Gäste. An Sixtus ist seit 2015 auch der Fußballspieler Philipp Lahm beteiligt.

Die lokalpolitische Auseinandersetzung war mit harten Bandagen und auf Seiten von Sixtus auch mit einigem PR-Aufwand geführt worden. Manche einheimischen Händler hüteten sich davor, Position zu beziehen, um nicht eine Hälfte ihrer Kunden gegen sich aufzubringen. Im Kreis Miesbach gelten die Schlierseer ohnehin als notorisch zerstritten. Allerdings haben sie mit ihren Bürgerentscheiden nicht immer nur verhindert: In zwei Abstimmungen erzwangen sie 2004 und 2005, dass das marode Kurzentrum zur heutigen Vitalwelt ausgebaut wurde.

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