Auch das hat sich der Freistaat Bayern von seinen neuen Geschäftspartnern Manuel Neuer und Johannes Rabl per Vertrag zusichern lassen: Es wird ein warmes Essen samt Getränk für höchstens 14,90 Euro geben im Forsthaus Valepp. Wenn es mit der Inflation so weiter geht, wird dieses günstige Gericht auch ein bisschen weniger günstig werden dürfen - aber nur in gleichem Maß, wie auch der an die Preisentwicklung gebundene Erbpachtzins steigt, den die Staatsforsten vom FC-Bayern-Torwart Neuer und dem Tegernseer Gastronomen Rabl für das Gebäudeensemble in den Schlierseer Bergen einnehmen. Im Gegenzug dürfen Neuer und Rabl das traditionsreiche Forsthaus für die nächsten 99 Jahre übernehmen - als "bodenständiges Wirtshaus für jeden Geldbeutel", wie Rabl am Rande der entscheidenden Sitzung des Haushaltsausschusses am Dienstag im Landtag versicherte.
Die Staatsforsten hatten sich nach Jahren ergebnisloser Pächtersuche schon vor einer Weile für diese Erbpacht-Lösung und schließlich vor ein paar Monaten für das Investoren-Duo vom Tegernsee entschieden. Auch die Gemeinderäte drunten in Schliersee haben deren Konzept nach einer Ehrenrunde mit einigen Nachbesserungen mehrheitlich gutgeheißen. Doch in der Region wurden doch noch Bedenken laut, dass Neuer und Rabl, der am Tegernsee zwei Lokale betreibt, dort hinten im abgeschieden gelegenen Forsthaus eine Nobelgastronomie für geschlossene Gesellschaften im Sinn haben könnten.
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Der Verein zum Schutz der Bergwelt, der Bund Naturschutz und der Landesverein für Heimatpflege richteten eine Petition an den Landtag. Demnach sollte der Freistaat auf die Vergabe an Neuer und Rabl verzichten und das denkmalgeschützte Ensemble direkt in öffentlicher Hand behalten. Neben einer einfachen Ausflugsgaststätte mit praktisch reinem Sommerbetrieb, wie sie das Forsthaus bis 2014 gewesen ist, hätte dort nach den Vorstellungen der Vereine eine Art Museum entstehen können, in dem die Besucher etwas über die Forstwirtschaft und den Naturschutz in den Bergen hätten erfahren können. Die Stiftung Kulturerbe Bayern, die sich zuletzt schon des ebenfalls traditionsreichen Wirtshauses am Streichen im Chiemgau angenommen hat, winkte nach einem Ortstermin in der Valepp aber ab. In eine Art Projektbeirat, wie ihn Rabl zwischenzeitlich vorgeschlagen hatte, wollten sich die Kulturerbe-Vertreter auch nicht begeben.
Der Haushaltsausschuss des Landtags, der bei allen Immobilien- und Grundstücksgeschäften der Staatsforsten das letzte Wort hat, lehnte die Petition der drei Vereine am Dienstag einstimmig ab. Unmittelbar davor hatte er den Erbpachtvertrag mit Neuer und Rabl gebilligt - einen Vertrag, an dem bis zuletzt gefeilt worden war. Schon die ganze Sitzung war eigens angesetzt worden, weil zum ursprünglich anvisierten Beratungstermin eine Woche zuvor noch nicht alle Details zur Zufriedenheit des Gremiums verhandelt waren.
Nun haben sich Neuer und Rabl unter anderem auf ein Verkehrskonzept festgelegt, das ein Verkleinern des Parkplatzes am Forsthaus von zuletzt 60 auf 34 Stellplätze vorsieht. Die Mautstraße der Staatsforsten vom Tegernsee in die Valepp soll mit einer Schranke versehen werden, die nach dem hundertsten Auto zu bleibt, bis wieder eines das Tal verlassen hat. Vom ersten Schneefall an bis zum Palmsonntag soll die Straße ganz gesperrt werden. Eventuelle winterliche Übernachtungsgäste für die höchstens zwölf Zimmer im Forsthaus und die auf maximal vier Hausgäste ausgelegte Sauna dürfen die Wirte nur per Shuttlebus vom Schliersee her zum Forsthaus fahren. Ansonsten soll diese zweite Straße ganzjährig für den Individualverkehr gesperrt bleiben.
Wie sie unter diesen Bedingungen ihre Investitionen von angekündigten vier bis fünf Millionen Euro hereinholen können, ist die Sache von Neuer und Rabl. Verstöße gegen die Vorgaben sind mit Strafzahlungen sanktioniert, im äußersten Fall sind ein Sonderkündigungsrecht der Staatsforsten und der vorzeitige sogenannte Heimfall der Immobilie an den Freistaat denkbar.
Man werde alle diese Dinge genau im Auge behalten und nötigenfalls mit Klagen vor Gericht einschreiten, kündigte der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege, Rudolf Neumaier, im Ausschuss im Namen aller drei Petenten an. Neumaier rügte den "erbärmlichen Zustand" des Forsthauses, das acht Jahre lang sowohl von den Staatsforsten als auch von den staatlichen Denkmalschützern vernachlässigt worden sei. Ansonsten aber zeigte er sich versöhnlich und wegen der mittlerweile ausverhandelten Festlegungen "einigermaßen zuversichtlich, dass die Valepp wieder so werden kann, wie sie war - nicht mehr und nicht weniger, vor allem nicht mehr. Jetzt wird's ein bisschen mehr."
"Ich glaube nicht, dass es heute einen Gewinner und einen Verlierer gibt", sagte am Ende Rabl, der sich selbst und Manuel Neuer nach dem Zuschlag auf der Gewinnerseite sehen darf. Nun werde man versuchen, noch vor dem Winter das Dach des Forsthauses dicht zu bekommen. Einen Eröffnungstermin konnte Rabl noch nicht nennen.