Schleierfahndung:Mehr Flüchtlinge, mehr Schlepper

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Nach einem Rückgang Anfang des Jahres sind die Zahlen wieder gestiegen: Im April zählte die Polizei 850 unerlaubte Einreisen und nahm 80 Schleuser fest

Einige Monate nach der Schließung der Balkanroute nimmt die Zahl der Schleusungen an der bayerisch-österreichischen Grenze wieder zu. Im April wurden etwa 850 Flüchtlinge aufgegriffen, wie die Bundespolizeidirektion München am Montag mitteilte. Im Januar waren es nur 90 Migranten gewesen. Es werden auch wieder mehr Schleuser erwischt. Wurden in den Monaten Januar bis März jeweils etwa 50 Schleuser festgenommen, waren es im April etwa 80. Insgesamt sind laut Bundespolizeidirektion in den ersten vier Monaten dieses Jahres 53 300 unerlaubte Einreisen in Bayern festgestellt worden, im Vorjahreszeitraum waren es 12 500. "Die Lage hat sich keineswegs beruhigt", betont Behördensprecher Thomas Borowik. Das bayerische Innenministerium erklärt, dass Personenkontrollen an den Binnengrenzen so lange fortgesetzt würden, bis ein wirksamer Schutz der EU-Außengrenzen gewährleistet sei. Ein bloßes Durchwinken sei nicht hinnehmbar.

Gemeinsam mit der Landespolizei werden seit geraumer Zeit neben den Grenzübergängen an den Autobahnen vermehrt auch Land- und Bundesstraßen kontrolliert. "Die Schleuser kennen unsere festen Kontrollstellen, daher ist es wichtig, auch abseits der größeren Fernstraßen zu kontrollieren. Sie setzen die Flüchtlinge dann einfach am Straßenrand aus und verschwinden", sagte Schleierfahnder Josef Krapf am Montag bei einer Schwerpunktkontrolle an der B 12 bei Kirchdorf am Inn (Landkreis Rottal/Inn) nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

Wer kontrolliert werden soll, entscheide Krapf " mit Fingerspitzengefühl und Erfahrung". Transporter mit ausländischen Kennzeichen sind besonders verdächtig, aber auch Fahrer mit Bärten, langen Haaren und Tätowierungen bekommen oft die Polizeikelle zu sehen. Bei der Großkontrolle gehe es nicht nur um illegale Einreise, sondern auch um Diebstähle, Terrorabwehr und das allgemeine Sicherheitsgefühl für die Bürger, wie der Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Armin Angloher, betont. Wer kein Visum besitzt und Deutschland als Transitland für ein Asylbegehren in einem anderen EU-Mitgliedstaat nutzen will, dem wird die Einreise verweigert. Bei den Fahrern scheinen die Kontrollen akzeptiert zu sein. Erich Kaiser etwa aus Simbach findet sie "vonnöten", da die Schlepper die Menschen einfach an der Straße aussetzten.

© SZ vom 31.05.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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