Scheyern:Ex-Bürgermeister wehrt sich gegen Spanner-Vorwurf

Er soll sich auf eine Rolltreppe gestellt und einer Frau unter den Rock fotografiert haben. Der Ex-Bürgermeister von Scheyern ist bereits einmal verurteilt worden. Auf seiner Kamera wurden viele Fotos weiterer Frauen gefunden. Doch der Mann wehrt sich gegen den Spanner-Vorwurf.

Von Andreas Salch

Albert M., der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Scheyern (Landkreis Pfaffenhofen), kämpft weiter gegen den Vorwurf, ein Spanner zu sein. Der Mann soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft versucht haben, einer Frau unter den Rock zu fotografieren. Am Donnerstag befasste sich das Landgericht München I mit der unappetitlichen Causa. Bereits im März war M. wegen dieses Falls vom Amtsgericht München zu einer Geldstrafe in Höhe von 5250 Euro verurteilt worden. Doch dagegen hatte er Berufung eingelegt.

Im Juni vergangenen Jahres war M. in München im Stachus-Zwischengeschoss eine Rolltreppe hinauf zur Bayerstraße gefahren. Dabei hielt er laut Anklage einer 25 Jahre alten Sozialpädagogin seine Digitalkamera unter den Rock. Ein Verkäufer des Magazins Biss, dem M. zuvor schon aufgefallen war, alarmierte die Polizei. Als sich die beiden Zivilbeamten als Polizisten zu erkennen gaben, leistete M. heftigen Widerstand und versuchte seine Kamera wegzuwerfen. Einem der Beamten stieß er mit Wucht den Ellbogen gegen die Brust. Die Sozialpädagogin zeigte M. wegen Beleidigung an.

27 Filme, 99 Fotos

Auf der Speicherkarte von M.s Digitalkamera waren 27 Filme und 99 Fotos gespeichert. Sie zeigten eine "Vielzahl von Frauen, denen offensichtlich unter den Rock fotografiert wurde", wie es die Staatsanwaltschaft in ihrem Strafbefehl formuliert hatte. Gegen das Urteil hatte der ehemalige Scheyerner Bürgermeister vor dem Amtsgericht München Einspruch eingelegt. Weil nur die Sozialpädagogin Anzeige erstattet hatte, konnte M. in erster Instanz auch nur wegen dieser einen Beleidigung verurteilt werden. Die anderen Frauen hatten offenbar nicht bemerkt, wie der Ex-Bürgermeister ihnen unter den Rock fotografiert hatte. M.s Anwältin Regina Rick sagt, dass unklar sei, ob überhaupt eine Beleidigung vorliege.

Bereits 2009 hatte die Staatsanwaltschaft wegen eines ähnlichen Vorfalls gegen M. ermittelt. Damals soll er auf einer Damentoilette an der A 9 einen Spiegel unter einer Kabinenwand hindurchgeschoben haben, um eine junge Frau zu beobachten. Das Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft seinerzeit eingestellt. Auch disziplinarrechtlich kam der damalige Bürgermeister mit einem blauen Augen davon. Er wurde freigesprochen, weil ihm, so das Gericht, die Tat nicht nachzuweisen war. Die Verhandlung wird am 17. September fortgesetzt.

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