Schädliche Pestizide:Experten fordern Hilfen für Bienen

Aktionsplan soll Massensterben von heimischen Arten stoppen

In einigen Regionen Bayerns ist den Imkern im vergangenen Winter die Hälfte ihrer Bienenvölker eingegangen. Von den 506 heimischen Wildbienenarten sind 271 oder 54 Prozent ausgestorben oder stark gefährdet. Und Experten sagen, den anderen Insekten ergeht es genauso schlimm wie den Bienen. Der Bund Naturschutz (BN) und die Imker fordern jetzt, dass Bund und Länder dem Massensterben mit einem "Bienenaktionsplan" entgegensteuern. "Zentraler Bestandteil muss das Verbot bienenschädlicher Pestizide sein", sagt BN-Chef Hubert Weiger. "Dazu zählen vor allem Neonikotinoide und Glyphosat." Walter Haefeker vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund fordert, dass Landwirte nur noch in Genuss von EU-Agrarzuschüssen kommen sollen, wenn sie deutlich höhere Vorgaben im Umwelt-und Naturschutz erfüllen als bisher.

Für das seit Jahren grassierende Bienensterben wird oft die Varroa-Milbe als Hauptursache genannt. Doch der Parasit ist allenfalls ein Faktor. Andere Gründe, so sagen es Experten, sind die ausgeräumten Agrarlandschaften, in denen kein Busch und keine Hecke mehr blühen, so dass den Bienen schlicht die Nahrung fehlt. Auch die weitverbreiteten Monokulturen, etwa von Mais, sind schädlich für die Bienen. Und natürlich schwächt sie der massenhafte Einsatz von Agrarchemie, sodass sie immer anfälliger werden für Krankheiten und Parasiten. Im Jahr 2015 wurden deutschlandweit 35 000 Tonnen reiner Pestizidwirkstoff ausgebracht - in der Landwirtschaft, auf kommunalen Flächen und in Hobbygärten. Das massenhafte Düngen ist ebenfalls schädlich für Bienen. Dabei sind Bienen und ganz generell Insekten unverzichtbar für die Landwirtschaft und die Ökosysteme. Viele Nahrungspflanzen vermehren sich durch die Bestäubung durch Bienen. Die Bestäubungsleistung der Bienen wird weltweit auf bis zu 500 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Bienen sind aber auch zentral für den Bestand von Wildpflanzen und damit für die Artenvielfalt insgesamt.

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