Rettungswesen:Zahl der Angriffe auf Sanitäter ist zurückgegangen

Offizielle Statistiken zu Angriffen auf Einsatzkräfte liegen für dieses Jahr noch nicht vor - doch zumindest das Bayerische Rote Kreuz und die Johanniter im Freistaat vermelden einen spürbaren Rückgang.

Offizielle Zahlen zu Angriffen auf Einsatzkräfte liegen für dieses Jahr noch nicht vor - doch zumindest das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und die Johanniter im Freistaat vermelden einen spürbaren Rückgang. In der internen Statistik seien weniger Fälle aufgeführt als in den beiden Vorjahren, sagte BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi der Deutschen Presse-Agentur. "Das liegt sicherlich auch an der Rückmeldemoral. Grundsätzlich gab es aber 2022 auch einen gefühlten Rückgang an Aggressionsereignissen gegenüber dem Rettungsdienstpersonal."

Allerdings gab es durchaus Situationen, in denen die Helfer angefeindet wurden - oft hingen sie mit Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zusammen. So habe es dumme Sprüche und Beleidigungen gegeben, wenn Rettungskräfte mit Maske im Einsatz waren, obwohl es keine gesetzliche Pflicht zum Tragen mehr gab. Auf der anderen Seite seien Menschen den Helfern ausgewichen - die Mitarbeiter seien offenbar als besonders große "Infektionsgefahr" gemieden worden, schilderte Taheri-Sohi. "Das macht was mit den Leuten."

Der schwerwiegendste Angriff war nach den Erinnerungen der beiden Verbandssprecher Anfang 2022 in Neumarkt, wo ein Mann mit einer Machete auf zwei Notfallsanitäterinnen losging und deren Ausrüstung aus dem Fenster schmiss. Wie meistens in solchen Fällen waren Alkohol und Drogen im Spiel. Außerdem sei es oft so, dass sich die Angriffe gar nicht gegen den Rettungsdienst an sich richteten, berichtete Taheri-Sohi. "Dadurch, dass wir Uniform tragen, werden wir einer staatlichen Institution zugeschrieben." Von daher werde Unmut und Unzufriedenheit mit dem Staat auch an den Sanitätern abgelassen.

Wie viele Einsatzkräfte zudem von Polizei und Feuerwehr 2022 angegriffen wurden, wird erst Mitte nächsten Jahres offiziell ausgewertet sein. "Es gibt immer mal verbale Pöbeleien, das ist Alltag", schilderte Carolin Mauz von den Johannitern. Beschwerden über körperliche Angriffe jedoch, wie sie in den Vorjahren durchaus vereinzelt vorgekommen waren, seien heuer nicht eingegangen. "Das hat vielleicht auch mit Glück zu tun", sagte Mauz.

Zugleich berichtete sie, dass gerade den Ehrenamtlichen bei den Sanitätsdiensten in Großveranstaltungen ungewohnt viel Dankbarkeit entgegengebracht worden sei. "Insgesamt ist schon durch Corona der Blick auf den Rettungsdienst und den Menschen im Gesundheitswesen viel mehr ins Positive gewandelt", schilderte auch Taheri-Sohi. "Das liegt sicher daran, dass es plötzlich für jeden auch in der öffentlichen Meinung präsenter war als je, was diese Menschen leisten, und auch unter welchen Bedingungen, unter welcher Überlast sie das tun. Das hat sich schon auf die Wertschätzung ausgewirkt." Früher jedenfalls habe niemand Sanitätern Kuchen überreicht mit den Worten: "Danke, dass ihr für uns da seid und das geleistet habt."

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