Rundgang:300 Wetzrillen - für Stadtführer ein Mysterium

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Wer an Wolframs-Eschenbach achtlos vorbei fährt, der verpasst einiges: einen gehörnten Moses aus dem 16. Jahrhundert und ein unerklärliches Geheimnis

Für Liebhaber des Parzivals, jenes Helden-Epos von Wolfram von Eschenbach, ist ein Besuch in des Dichters Heimatstadt diesen freilich wert. Das Museum mit dem auffällig gut sortierten Buchshop zieht vor allem während der Bayreuther Festspiele regelmäßig Besucher an. Es könnten allerdings noch mehr sein, heißt es im Rathaus, und tatsächlich tut dem Städtchen unrecht, wer einfach daran vorbeifährt. Das Museum, die kleine Altstadt und das Liebfrauenmünster lohnen den Abstecher.

Schon im zwölften Jahrhundert stand dort eine Saalkirche, die der Deutschorden vergrößern ließ. 1956 wurde der weithin sichtbare Kirchturm mit bunten Ziegeln gedeckt, die das Wappen des Deutschordens - ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund - zeigen und auch jene Doppelaxt, die als Symbol des Wolfram von Eschenbach steht. Wenngleich es ältere Wappen gibt, die er wahrscheinlicher verwendet hat.

An der Kirchenmauer fallen die etwa 300 Wetzrillen auf, für die beinahe jeder Stadtführer eine andere Erklärung parat hat. Die einen erzählen, dass die Ordensritter dort ihre Schwerter geschliffen hätten, die anderen, dass sich Pilger etwas heiligen Sand aus den Steinen schabten. Noch eine Version bedeutet, dass Arme dort mit dem Löffelstiel markierten, ob es eine Speisung gegeben habe, und die skurrilste schließlich, dass Mütter ihre unehelichen Kinder dort an die Wand gehalten hätten, weil sie das Kircheninnere nicht betreten durften. Welche auch stimmen mag, es lässt sich trefflich darüber fabulieren.

Im Liebfrauenmünster steht als kostbarstes Stück der Ausstattung ein aufwendiger Rosenkranzaltar aus der Schule des Veit Stoß vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Unter all den Heiligen ist dort auch ein gehörnter Moses zu sehen, dessen ungewöhnlicher Kopfschmuck auf einen Übersetzungsfehler zurückgeht.

Um Wolframs-Eschenbach herum werden vor allem Wanderer und Radfahrer Gefallen finden an der Gegend. Es ist nicht weit bis ins Fränkische Seenland mit dem Altmühlsee und dem Brombachsee, an denen asphaltierte Radwege entlangführen. Das Freizeitangebot ist groß, schließlich haben sich die künstlich angelegten Wasserspeicher zu einem beliebten Touristenziel in der Gegend entwickelt.

Die Orte Wolframs-Eschenbach, Weidenbach, Ornbau, Merkendorf und Mitteleschenbach haben sich zur Altmühl-Mönchswald-Region zusammengeschlossen und umwerben Gäste ebenfalls mit viel Natur zwischen Fluss und Wald.

Wer schließlich noch etwas Kultur erleben will, der hat es nicht weit bis nach Windsbach, wo der bekannte Knabenchor residiert. Wenn er denn zu Hause ist, denn die jungen Sänger sind viel unterwegs, demnächst in Stuttgart, Weingarten und Rosenheim.

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