In und um München finden die Machthaber dieser Welt alles, was sie brauchen, um einen Krieg zu verhindern; aber auch um ihn zu führen. Südbayern ist ein Zentrum der deutschen Wehrtechnik. Eine Industrie, die es im Freistaat offiziell eigentlich gar nicht gibt. Weder im bayerischen Wirtschaftsministerium noch bei der mächtigen Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, beide sonst durchaus recht freigebig mit Brancheninformationen, gibt es konkrete Zahlen über Firmen, Umsätze und Mitarbeiter im Bereich der Rüstungsindustrie - nicht einmal Namen werden genannt.
Die Erfassung sei, hört man, zu kompliziert. Die meisten Waffenhersteller würden ja auch normale - also zivile - Güter auf den Markt bringen, zum Beispiel Flugzeuge und Satelliten oder Antriebssysteme für Waschmaschinen und Schlüsselrohlinge. Da sei eine Abgrenzung zu schwierig. Aber immerhin erfährt man, dass rund ein Drittel der deutschen Wehrindustrie im Freistaat angesiedelt ist. In Deutschland gibt es, diese Zahl ist bekannt, etwa 200 Rüstungsfirmen - ergibt also knapp 70 in Bayern. Darunter große Unternehmen und kleine Zulieferbetriebe.
Selbst vom Landesamt für Statistik, das sogar Rinderbestände, die gelegten Eier pro Henne, Wohnungen und Studienanfänger zählt und archiviert, bekommt man keine Zahlen. Zwar werden Daten erhoben, aber herausgegeben werden sie nicht. "Diese Daten unterliegen strengster Geheimhaltung", wird auf Anfragen hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt. Wer das veranlasst hat, ist noch geheimer. Viele Firmen selbst geben sich gar nicht so verschlossen: Sie halten mit ihren Produkten nicht hinterm Berg, sondern gehen auf ihren Internetseiten offen damit um. So ist denn auch von einigen Firmen in Oberbayern durchaus bekannt, dass sie Rüstungsgüter von der Maschinenpistole über Artillerieraketen und Panzer bis hin zur Hightech-Drohne fertigen.