Mitten in Bayern:Zoff im Rudertinger Rathaus

Der Bürgermeister soll nicht gut auf seinen Stellvertreter zu sprechen sein, gar aus dem Rathaus soll er ihn geworfen haben. Dabei wollte der ihm bloß ein bisschen Arbeit abnehmen

Kolumne von Matthias Köpf

Auch ein Bürgermeister darf mal Urlaub machen, 30 Tage stehen kommunalen Wahlbeamten in Bayern zu. Und genau genommen darf er nicht nur in Urlaub, er muss es sogar, selbst wenn Bürgermeister oft zu jenen Leuten zählen, ohne die es gar nicht geht. Weil es aber keinen Vorgesetzten gibt, der sie notfalls in den Zwangsurlaub schickt, verzichten viele Bürgermeister mindestens auf einen Teil ihres Urlaubs. Der Bürgermeister von Ruderting im Landkreis Passau wird sich seine Urlaubstage nun wohl besonders genau einteilen müssen. Schließlich soll er seinen Stellvertreter gerade aus dem Rathaus geworfen haben.

Dieser Stellvertreter heißt Hermann Haydn, wäre bei der Kommunalwahl im März gern selber Bürgermeister geworden und war mit einem Ergebnis von mehr als 40 Prozent gar nicht so weit davon entfernt. Gewonnen hat er dann aber erst die nächste Wahl, als es im neuen Gemeinderat um das Amt des Zweiten Bürgermeisters ging. Die Sitzung fand wegen der Corona-Pandemie in der Turnhalle statt, doch der wiedergewählte Bürgermeister Rudolf Müller nahm es offenbar trotzdem nicht besonders sportlich, dass sich eine Mehrheit der Gemeinderäte nicht wieder für seinen bisherigen Stellvertreter entschieden hat, sondern für seinen einstigen Gegenkandidaten Haydn.

Müller habe ihm gleich klargemacht, dass er zu allen Geburtstagen, Taufen und Vereinsveranstaltungen selber gehen werde, sagt Haydn. Trotzdem wollte er neulich mit Müller besprechen, ob er denn noch für den Vertretungsfall eingearbeitet werde und was dann zu tun sei. Dass Haydn dieses Gespräch vom Geschäftsleiter der Gemeinde protokolliert haben wollte, hat Müller wohl nicht als Vertrauensbeweis interpretiert. Müller habe ihn jedenfalls des Rathauses verwiesen, berichtet Haydn. Müller sieht das etwas anders und betont, dass Haydn nicht zu einem zweiten im Sinne eines zusätzlichen Bürgermeisters gewählt wurde, sondern schlicht zu seinem Stellvertreter, wenn er mal nicht da sei. Das gehe ohne große Einarbeitung, zumal sich Haydn ja auch das Amt des ersten Bürgermeisters zugetraut habe. Näher will Müller sich erst am Donnerstag im Gemeinderat äußern. Der trifft sich inzwischen wieder im Rathaus, aber Haydn dürfe da selbstverständlich kommen.

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