Nachdem zahlreiche Bergwanderer und Mountainbiker nach einem Besuch des Rotwandhauses in den Schlierseer Bergen über heftige Magen-Darm-Beschwerden geklagt hatten, hat das zuständige Gesundheitsamt in Miesbach die mutmaßliche Ursache für die Probleme ausgemacht.
Laut einer Mitteilung des dortigen Landratsamts vom Dienstag haben sich die Ausflügler und Bergsportler auf der einstweilen geschlossenen Hütte wahrscheinlich mit dem hoch ansteckenden Norovirus infiziert. Zudem sei bei Laboruntersuchungen des Trinkwassers ein weiterer Keim identifiziert worden, der für die Probleme eventuell mitverantwortlich sein könnte.
Die Behörden und die Münchner Alpenvereinssektion „Turner-Alpen-Kränzchen“ als Eigentümerin des auf 1737 Metern Höhe im Mangfallgebirge gelegenen Rotwandhauses hatten die Hütte Ende Mai bis auf Weiteres geschlossen. Dies bleibt sie nach Angaben der Sektion noch mindestens bis zum Sonntag. Vom Landratsamt in Miesbach heißt es, die Hütte müsse „geschlossen bleiben, bis alle Infektionsquellen möglichst gefunden und entsprechende Dekontaminationsmaßnahmen abgeschlossen sind“.
Die Wirte der auch winters etwa bei Tourengehern sehr beliebten Hütte im Spitzinggebiet hatten lediglich im April eine Pause eingelegt und das Rotwandhaus danach Anfang Mai wieder aufgesperrt. Seither war es bei Gästen immer wieder zu Gesundheitsbeschwerden von unterschiedlicher Intensität gekommen. Als am 27. Mai die Bergwacht deswegen 21 Menschen Hilfe leisten musste und im Anschluss sieben von ihnen stationär im Krankenhaus lagen, zogen das Gesundheitsamt und die DAV-Sektion schließlich die Notbremse und schlossen die Hütte. Eine Anordnung des Gesundheitsamts, das Trinkwasser auf der Hütte zu chloren und abzukochen, hatte zuvor nicht gegriffen.
Nach ersten Berichten über die Probleme haben sich inzwischen immer mehr betroffene Bergwanderer beim Miesbacher Gesundheitsamt gemeldet und von „erfreulicherweise größtenteils verhältnismäßig milden Verläufen“ berichtet. Auch sei bei einer Infektion mit dem Norovirus oder dem nicht näher genannten zweiten Trinkwasserkeim „mit keinen schwerwiegenden oder dauerhaften Folgen“ zu rechnen. Zu größeren Norovirus-Infektionen kommt es vor allem im Winter immer wieder – besonders häufig in Kindertagesstätten und Pflegeheimen. Kleinere Kinder und ältere Menschen gelten als besonders anfällig für eine Ansteckung.
Nach einer solchen Infektion dauert es meist zwischen einigen Stunden und zwei Tagen, bis die Krankheit ausbricht. Oft äußert sie sich durch heftigen Brechdurchfall, der bis zu zwei Tage anhalten kann. Währenddessen besteht auch das höchste Risiko, Viren weiterzugeben. Ärzte raten aber, noch für längere Zeit auf besondere Hygiene in Toiletten und Sanitärbereichen zu achten. Auch im Fall des Rotwandhauses fiel der Verdacht schnell auf den Sanitärbereich, da nach Angaben der Sektion etliche Infizierte nur die Toiletten benutzt und auf der Hütte nichts konsumiert hätten.