Tourismus in Rothenburg:Vergesst München, Hamburg und Berlin!

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Ein Ort, an dem immer Weihnachten ist - das findet der ausländische Tourist in Deutschland hochgradig begehrenswert. (Foto: Reiner Zensen/imago)

Ausländische Touristen wissen schon, was gut ist. Zur beliebtesten Stadt Deutschlands haben sie keine Metropole erkoren. Sondern einen Ort, an dem immer Weihnachten ist.

Glosse von Olaf Przybilla, Rothenburg

Die Deutsche Zentrale für Tourismus ist eine über alle Zweifel erhabene Institution, dort haben sie den Durchblick, was der ausländische Tourist von seinem Reiseziel Deutschland erwartet. Dieser Tage hat diese Zentrale - sie arbeitet im Auftrag der Bundesregierung - unter anderem nach der für ausländische Touristen beliebtesten deutschen Stadt gefragt. Und da hat man die Lokalpatrioten in München, Hamburg, Dresden und Berlin förmlich vor dem geistige Auge, wie sie siegesgewiss das, na ja, zwangsläufige Ergebnis schlicht entgegennehmen.

Von Köln soll hier keine Rede sein, Kölner glauben ihre Stadt ja grundsätzlich für jeden Triumph geeignet (und es ist doch schön, wenn man etwas exklusiv hat). Köln jedenfalls kommt nicht unter die fünf Topstädte, die besagten vier schon, aber halt nur auf die Ehrenplätze. München ist Fünfter, Hamburg Vierter, Dresden bekommt Bronze und Berlin immerhin Silber. Und der Gewinner ist: Rothenburg ob der Tauber.

Was freilich, bei allem Respekt, schon ziemlich erwartbar war. Spätestens wer einmal erleben durfte, wie eine Redaktion im Sommerdelirium um Themen ringt, wie sie sich sehnt nach der guten, wahren und schönen Sommergeschichte, und dann einen ernannten Freiwilligen bei einem Wetter wie auf Fuerteventura nach - richtig - Rothenburg ob der Tauber schickt, dort aber natürlich nicht irgendwohin, sondern ins "Deutsche Weihnachtsmuseum", in diese ständige Vertretung des Christkinds auf Erden, wer also dies als der erkorene Freiwillige einmal erleben durfte in der trockenen Hitze des fränkischen Sommers (und den örtlichen Sommerhit "Es ist ein Ros' entsprungen"), der weiß nicht nur, was gut, wahr und schön ist.

Sondern eben auch, was er wünscht, der ausländische Tourist. Nicht Goethe, nicht Dürer, nicht Beethoven. Sondern Nussknacker, erzgebirgige Weihnachtspyramiden und das aktuell angesagte Weihnachtsbaumständersortiment.

Stopp, rufen die Rothenburger, das sei ja wieder mal typisch, diese Reduzierung aufs Lametta. Und ja, es stimmt. In der Kategorie Museen wurde das Deutsche Museum Fünfter und auf der Berliner Museumsinsel können sie sich über Silber freuen. And the winner is: das Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber. Weihnachten und mittelalterliche Foltermethoden - was man halt so beneidenswert findet mit Blick auf Deutschland.

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