Süddeutsche Zeitung

Rosenheim:Protest gegen Brenner-Zulauf

Bürgermeister bezweifeln Notwendigkeit neuer Gleise

Noch zirkuliert die gemeinsame Resolution zum Brenner-Nordzulauf unter den Bürgermeistern im Raum Rosenheim, die ihr einzeln zustimmen müssen. Doch inzwischen wird deutlich, dass das Papier nicht die erhoffte Einigkeit zu den Planungen und dem Vorgehen der Deutschen Bahn bringen wird. So wenden sich die Bürgermeister von Riedering, Rohrdorf, Samerberg, Schechen und Stephanskirchen gegen die Darstellung von Rosenheims Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) und von Bürgermeistern aus dem südlichen Inntal, wonach man sich auf ein Ende des im Dezember verkündeten Planungs-Boykotts geeinigt habe. Auch die grundsätzliche Notwendigkeit eines dritten und vierten Gleises zum Brenner stellen die fünf Bürgermeister weiter in Frage.

Stattdessen beharren sie auf der Forderung an die Bahn und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), vor jedem weiteren Planungsschritt nachvollziehbar darzulegen, ob wirklich Gleiskapazitäten im vorgesehenen Maß gebraucht werden. Die von der Bahn zuweilen genannten 400 Züge pro Tag seien die theoretische Maximalkapazität nach Fertigstellung des Brennerbasistunnels im Jahr 2026, aber keine seriöse Prognose des tatsächlichen Bedarfs. So sei für den Südzulauf des Tunnels in der italienischen Provinz Bozen nur von 250 Zügen die Rede. Priorität hat aus Sicht der fünf Bürgermeister, die bestehende Trasse durch das Inntal Richtung München zu nutzen und sie mit dem bestmöglichen Lärmschutz für die Anwohner auszustatten. Seit sie im Herbst von vagen Skizzen möglicher Gleiskorridore überrascht wurden, befürchten auch die Menschen in Riedering, Rohrdorf, Samerberg, Schechen und Stephanskirchen, womöglich die Last einer Neubautrasse für Güter- und Hochgeschwindigkeitszüge tragen zu müssen. Dagegen erhoffen sich die Gemeinden an der jetzigen Strecke von zusätzlichen Gleisen eine große Entlastung. Dortige Bürgermeister und der Landrat betonen, dass durchs Inntal nicht nur Züge vom Brenner fahren, sondern auch viele Regionalzüge und innerösterreichische Verbindungen ab Innsbruck. Neue Gleise, nur um diese zu beschleunigen, lehnen alle Bürgermeister ebenso ab wie eine neue Güterverbindung von Rosenheim Richtung Norden und Osten. Dobrindt wird am 6. März in Rosenheim erwartet.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2017 / kpf
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