Kurioser Prozess in RosenheimEiliger Heiliger: Nikolaus nötigt Autofahrerinnen

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Wenn der Nikolaus unterwegs ist, dann hat er es manchmal auch eilig. 
Wenn der Nikolaus unterwegs ist, dann hat er es manchmal auch eilig.  (Foto: Thomas Warnack/dpa)

Dem Mann ist nach einem Auftritt im Kindergarten bei der Rückfahrt im Auto offenbar die Geduld ausgegangen. Er überholte ein anderes Auto, bremste es dann aus und maßregelte die Fahrerin - in voller Montur inklusive Mitra.

Glosse von Matthias Köpf

„Auch eine Dienstverrichtung in unvollständiger Dienstkleidung kann das Ansehen der Polizei negativ beeinflussen“, heißt es in den freistaatlichen Leitsätzen zum Erscheinungsbild der bayerischen Polizei vom 7. April 2020. Unter anderem deswegen gehört das Bild des bayerischen Polizisten, der sich nach dem Aussteigen aus dem Streifenwagen erst einmal die dienstliche Schirmmütze aufsetzt, längst zum visuellen Standard-Repertoire.

Aber mit so einer polizeilichen Schirmmütze wäre das Ganze womöglich Amtsanmaßung gewesen - und um die ging es ja neulich nicht im Amtsgericht in Rosenheim. Sondern um Nötigung und Bedrohung. Der Angeklagte war zumindest zum Zeitpunkt der Tat aber offenbar auch eine Art Uniformträger.

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Jedenfalls soll er sich nach dem Aussteigen extra noch die Mitra aufs Haupt gesetzt haben, ehe er an das Auto herantrat, das er gerade überholt und durch eigenes Abbremsen gestoppt hatte. Eine Mitra ist die Dienstmütze eines Bischofs, aber dieses Amt hat sich der Mann höchstens in einer allgemein tolerierten bis begrüßten und jedenfalls nicht justiziablen Weise angemaßt.

Er war an dem Tag nämlich in üblicher Amtstracht als Heiliger Nikolaus unterwegs – es wird wohl Dezember gewesen sein, das sonst sehr detailliert vom Prozess berichtende Oberbayerische Volksblatt macht da keine näheren Angaben. Dem zufolge kam der Mann gerade von einem Auftritt in einem Kindergarten in Bad Endorf. Danach war seine Geduld anscheinend aufgebraucht.

An einer Ampel, die bestimmt nicht grüner werden würde, kam ihm dieses Auto da vor ihm nicht schnell genug vom Fleck, an einer anderen Ampel schon wieder nicht und auf freier Strecke ging es ihm erst recht viel zu langsam. Also überholen, bremsen, raus aus dem Wagen, Mitra auf den Kopf und dann ein paar ernste Worte an die Fahrerin im anderen Auto richten. Die habe den Nikolaus genötigt und solle das nicht noch einmal tun, mahnte er, sonst komme sie nicht in den Himmel.

Doch die Frau und ihre Beifahrerin sahen sich von all dem offenbar ihrerseits genötigt und bedroht. Sie schnitten den Dialog mit. Laut Volksblatt ergab sich aus dieser Audio-Aufzeichnung für das Gericht dann weder eine Bedrohung in die eine noch in die andere Richtung. Dementsprechend verhängte es am Ende eine Geldstrafe für eine Nötigung, aber nicht für eine Bedrohung. Das und auch der Angeklagte selbst hätten aber womöglich ganz anders aussehen können, wenn er als Krampus aufgetreten wäre.

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