Rosenheim:Neonazi-Marsch zum Beginn des Herbstfestes

  • Die Partei "Die Rechte" hat für Samstag in Rosenheim eine Kundgebung angemeldet.
  • Am selben Tag beginnt das Herbstfest in der Stadt - eines der größten Volksfeste in Bayern.
  • Ein Bündnis aus Parteien, Verbänden und Wohlfahrtsorganisationen hat eine Gegendemo angekündigt.

Von Lisa Schnell, Rosenheim

Dass sie sich ausgerechnet diesen Tag aussuchen mussten, regt Gabriele Bauer am meisten auf. "Das ist der Tag, auf den sich alle das ganze Jahr freuen", sagt Bauer, Oberbürgermeisterin von Rosenheim. Die CSU-Politikerin meint diesen Samstag, an dem in Rosenheim das Herbstfest beginnt, eines der größten Volksfeste in Bayern. Blumengeschmückte Kutschen, Trachtler und Musikkapellen werden dann durch die Stadt ziehen. Vermiesen könnten die Festtagsstimmung aber rechte Parolen.

Ausgerechnet für Samstag hatte die Partei "Die Rechte" eine Kundgebung angemeldet, auf dem Max-Josef-Platz mitten in der Stadt, um 13 Uhr, wenn Dirndl und Burschen zahlreich zur Festwiese strömen. "Die Rechte" gründete ihren ersten bayerischen Kreisverband am 20. April 2014, Hitlers Geburtstag, in München. Seit diesem Mai hat die Partei, deren Mitglieder laut Verfassungsschutz zum Großteil aus der Neonazi-Szene kommen, auch einen Kreisverband in Rosenheim.

Die Rechten wollen durch die Stadt ziehen

Dass in ihrer Stadt "rechtes Zeugs" geredet wird, dagegen will Bauer "alles unternehmen". Wie es so ist, hat die Stadt ausgerechnet am Max-Josef-Platz gerade Probleme mit der Kanalisation und verwies die Rechten vor den Bahnhof. Die Herbstfestbesucher würden "seitlich am Geschehen vorbeigeleitet". "Die Rechte" beschwerte sich auf ihrer Homepage, ihr Protest würde kleingehalten. Statt einer Kundgebung meldete sie nun einen langen Demonstrationszug an. Die Stadt soll ihr eine Route vorgeschlagen haben, die um 13 Uhr am Bahnhof beginnt und dann etwa 500 Meter durch die Stadt zu einem großen Platz, dem Salingarten, führt.

Ob die Rechten den Bescheid annehmen oder aber vors Verwaltungsgericht ziehen ist noch nicht klar. Wo immer sie am Samstag ihre Parolen schreien werden, unbemerkt werden sie wohl nicht bleiben. Im Netz kündigten mehr als 160 Leute ihr Kommen an. Marcus Buschmüller von der antifaschistischen Dokumentationsstelle Aida vermutet, dass "Die Rechte" zum ersten Mal für eine Demo groß mobilisieren will in Bayern.

Was die Gegendemonstranten vorhaben

Trotzdem werden es wohl mehr Gegendemonstranten sein. Zwischen 200 und 600 Teilnehmer erwartet Sepp Obermeier vom Linken-Kreisverband in Rosenheim. Sie werden auch am Bahnhof starten und am Salingarten dann auf die Rechten treffen.

Das breite Bündnis aus Parteien, Verbänden und Wohlfahrtsorganisationen, von Antifa-Gruppen über die Grünen bis zur CSU hat ihre Gegendemo passend "Nazis die Wiesn vermiesen" getauft. Dass gleichzeitig Hunderte voller Vorfreude, vielleicht aber auch schon voller Bier zur Festwiese drängen werden, mache das Ganze noch "brisanter", sagt Angelika Graf vom Rosenheimer Bündnis gegen Rechts.

Obermeier kann sich auch vorstellen, dass sich Passanten zu den Rechten stellen. Rosenheim sei zwar "satt", habe angeblich die höchste Maserati-Dichte Bayerns, und trotzdem gilt es zusammen mit dem nahe gelegenen Kolbermoor als eine Gegend mit einem latenten Potenzial an rechter Gesinnung. Nur in Rosenheim sitzen zwei Stadträte der Republikaner. In Kolbermoor fuhren sie 1989 mit 29 Prozent ihr bayernweit bestes Ergebnis ein, 1999 wurde dort ein Schwarzer aus rassistischen Motiven zu Tode geprügelt.

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