Rosenheim:Doppelmörder tot: Polizei findet Abschiedsbrief

Er soll seine Ex-Frau und den gemeinsamen Sohn getötet haben - wochenlang fahndete die Polizei nach einem 48 Jahre alten Mann. Nun haben Beamten eine stark verweste Leiche gefunden - und einen Abschiedsbrief.

Darauf hatten die Fahnder schon lange getippt: Dass eines Tages der Doppelmörder von Rosenheim tot gefunden wird, erhängt oder erschossen irgendwo in der Nähe des Tatorts. Je länger die Suche nach dem 48-Jährigen dauerte, desto wahrscheinlicher erschien es den Sonderermittlern, dass sich der Familienvater das Leben genommen haben könnte.

Der Doppelmörder von Rosenheim ist  vermutlich tot

Am Dienstagabend fand die Polizei in einem Schuppen in Rosenheim die stark verweste Leiche eines Mannes - aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei um den seit Ende August gesuchten mutmaßlichen Doppelmörder.

(Foto: dpa)

Nun steht fest, dass sich der Mörder seiner Ex-Ehefrau und seines dreijährigen Sohnes umbrachte - erhängt genauso wie das eigene Kind. Die Polizei weiß seit Mittwoch zweifelsfrei, dass es sich bei der in einem alten Holzschuppen in Rosenheim gefundenen Leiche um den 48- Jährigen handelt. Und es gibt einen Abschiedsbrief, in dem der Mann seinen Selbstmord ankündigt. Zur Tat selbst äußert er sich darin zwar nicht. Die Polizei deutet die Ankündigung des Selbstmordes aber als Bekenntnis zu dem Doppelmord.

Der Ex-Mann der getöteten Mutter galt seit Bekanntwerden des Verbrechens vor gut drei Wochen als Täter. Er erschlug die 37-Jährige und erhängte den Buben. Die Obduktion der bereits stark verwesten Leiche hatte noch gar nicht begonnen, da stand schon fest, dass Fingerabdrücke des Toten mit Abdrücken des Gesuchten in der Datenbank der Polizei übereinstimmen. "Die Identität der Leiche ist damit nachgewiesen", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit.

Der 48-Jährige hatte sich den zu einem Mehrfamilienhaus gehörenden Schuppen als wohnliches Versteck eingerichtet. Sogar eine Art Bett war vorhanden. Am 5. September - sechs Tage nach dem Doppelmord - schrieb er mit der Hand einen Abschiedsbrief an eine Tochter aus früherer Ehe. Darin kündigte er seinen Selbstmord "in einigen Tagen" an, wie die Polizei mitteilte. Auf das Verbrechen an seiner zweiten Ex-Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn geht er nicht ein.

Ungeklärte Fragen

Dennoch deuten die Ermittler das bei der Leiche gefundene Schreiben als Bekenntnis zu dem zweifachen Mord. Wann genau sich der Täter erhängte, steht noch nicht fest. Warum der von ganzen Hundertschaften der Polizei gejagte Mann sich gerade in jenem Schuppen nahe dem Tatort einnistete, ist nur eine der ungeklärten Fragen in dem Mordfall. Hinweise auf diesen Ort hätten nicht vorgelegen, hieß es bei der Sonderkommission "Hochgern" - benannt nach der Straße, in der das Verbrechen geschah.

Ein Hausmeister hatte die Polizei am Dienstag kurz vor 18.00 Uhr über den Fund der Leiche verständigt. Aus dem Schuppen war penetranter Verwesungsgeruch gedrungen. Der Mann ging der Ursache nach und stieß auf den Toten. Der 48-Jährige hatte sich erhängt - genauso wie er seinen eigenen Sohn ermordet hatte. Ob das Motiv der Tat jemals bekannt wird, bleibt fraglich. Aus dem Abschiedsbrief geht dazu nichts hervor.

Die Ermittlungen hatten allerdings ergeben, dass der Vater den Verdacht hatte, der fünfjährige Bub könnte gar nicht von ihm stammen, sondern ein sogenanntes Kuckuckskind sein. DNA-Spuren bewiesen aber: Der 48- Jährige war der Erzeuger des Kindes.

Die Leichen der aus Rumänien stammenden Mutter und ihres Sohnes waren am 30. August im Keller eines schmucklosen Wohnblocks nahe dem Rosenheimer Bahnhof gefunden worden. Seitdem jagte die Polizei den 48 Jahre alten Mann, der wegen Gewaltverbrechen mehrere Jahre im Gefängnis saß. Seine beiden geschiedenen Ehefrauen sollen ein Martyrium durchlitten haben. Der Tyrann schlug sie immer wieder bis zur Bewusstlosigkeit. Zeitweise bestand ein Kontaktverbot zu den Frauen und ihren Kindern.

Über den zweifachen Mord hatte vorige Woche auch die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" berichtet. Bei der Soko waren an die 700 Spuren auf das Verbrechen eingegangen. Sie zählte zeitweise 60 Beamte. Tagelang durchkämmten Hundertschaften der Polizei Wälder und ganze Straßenzüge. Doch vom Täter fehlte jede Spur - bis am Dienstagabend die Leiche in dem Schuppen gefunden wurde.

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