Rosenheim:Spitzenposten frei bei den Hells Angels

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Die Hells Angels in Rosenheim brauchen einen neuen Chef (Symbolbild). (Foto: Franziska Kraufmann/dpa)

So ein Vereinsvorsitz bringt allerhand Aufgaben mit sich. Auch bei den Hells Angels in Rosenheim. Und dann ist es doch wieder ganz anders. Auf jeden Fall ist der Job gerade zu haben.

Glosse von Matthias Köpf

So ein Spitzenamt im Verein bringt jede Menge Aufgaben mit sich. Es sind ja nicht nur die Mitgliederverwaltung und das normale Vereinsleben. Oft gibt es auch noch Ärger mit dem Klubheim, dann braucht es wieder einen Termin beim Bürgermeister - es nimmt kein Ende. Kein Wunder, dass es allerorten an Funktionären mangelt. Die Hells Angels in Rosenheim zum Beispiel brauchen gerade wohl schon wieder einen neuen Vorsitzenden.

Der heißt bei ihnen "Präsident", aber das ist ja das gleiche, so wie es auch nur für sie selber einen Unterschied macht, ob sie jetzt einem Charter angehören oder doch einem Chapter wie diese Bandidos. Beides entspricht ungefähr einer Sektion beim Alpenverein, und bei den Hells Angels braucht die Sektion Rosenheim jetzt eben einen neuen Chef.

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Die Polizei ermittelt gegen mehrere Mitglieder der Hells Angels. Das Vorgehen der Täter ist untypisch für organisierte Kriminelle.

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Dabei war der bisherige Präsident nur ein paar Monate im Amt. Unter seinem Vorgänger hatten sich die Hells Angels vergangenes Jahr ein Vereinsheim im Örtchen Schönau in der Gemeinde Tuntenhausen eingerichtet. Zur Eröffnungsfeier wurden sie gleich von der Polizei belagert, die bei der Gelegenheit nach eigenen Angaben viele Erkenntnisse über deutschlandweite Verflechtungen in der organisierten Kriminalität gewonnen hat. Der Präsident hatte dann einen Termin beim Bürgermeister, und das Klubheim haben sie wegen des ganzen Aufsehens auch gleich wieder aufgegeben. Im Mai dann der nächste Ärger: Ein Rosenheimer Gericht verurteilte den alten Präsidenten zu einem Jahr und acht Monaten Haft wegen Zuhälterei und anderen Delikten.

Dann kam der Neue, doch der kann sein Amt, das aus mehrerlei Gründen wohl nicht als klassisches Ehrenamt gelten darf, nun auch nicht mehr ausfüllen. Soll er doch vor einigen Tagen am Frankfurter Flughafen festgenommen worden sein. In Bayern wurden sechs Wohnungen und ein Tattoo-Studio durchsucht. Der Mann sitzt in U-Haft, Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach eigener Auskunft wegen besonders schwerer Zwangsprostitution, Förderung der Prostitution Minderjähriger sowie Zuhälterei.

Also wird es in Rosenheim wohl wieder so etwas Ähnliches wie eine Hauptversammlung mit Vorstandswahl brauchen. Falls noch Kandidaten fehlen sollten: Als Kassenprüfer stünden bestimmt das LKA und das Finanzamt zur Verfügung.

© SZ vom 14.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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