Süddeutsche Zeitung

Rosenheim:3000 Menschen demonstrieren gegen Brennerzulauf

Demonstranten haben Verkehrsminister Andreas Scheuer mit Pfiffen empfangen. Der verteidigt die Pläne für eine neue Bahntrasse im Inntal.

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat angekündigt, bis Juli dieses Jahres fünf mögliche Trassen für zwei neue Zulaufgleise zum Brennerbasistunnel vorzulegen. Parallel will Scheuer prüfen lassen, wie eine technische Aufrüstung die beiden bestehenden Gleise durch das bayerische Inntal leistungsfähiger machen kann.

Nach einer fast vierstündigen Diskussion mit Bürgermeistern aus der Region und mit Vertretern von inzwischen 14 Bürgerinitiativen machte Scheuer am Montag in Rosenheim auch deutlich, dass auf längere Sicht sehr wohl zusätzliche Gleise gebraucht würden und dass es keinen Planungsstopp geben wird, wie ihn die Projektgegner fordern. Um die Notwendigkeit eines Ausbaus darzustellen, verweis Scheuer auf vier verschiedene Szenarien, die alle eine starke Zunahme des Güterverkehrs auf der Inntalstrecke vorhersagen.

Die immer zahlreicheren Kritiker des Vorhabens in der Region bezweifeln hingegen, dass zusätzliche Gleise notwendig sein werden, auch wenn in einigen Jahren der Brennerbasistunnel für den Verkehr freigegeben wird. Eine Hochgeschwindigkeitstrasse werde in dem ohnehin von überregionalen Verkehrsadern zerschnittenen Landkreis die Anwohner belasten sowie die Landschaft zerstören. Stattdessen verlangen sie, die bestehenden Gleise auszubauen und mit maximalem Lärmschutz auszustatten.

Vor den Bundestags- und Landtagswahlen 2017 und 2018 hatten sich auch immer mehr örtliche Abgeordnete abwartend bis kritisch geäußert, darunter die verkehrspolitische Sprecherin der Union im Bundestag und stellvertretende CSU-Generalsekretärin Daniela Ludwig, die nun in Rosenheim trotzdem mit Pfiffen und Buhrufen bedacht wurde.

Etwa 3000 Menschen hatten sie und Scheuer am Mittag mit lautem Protest empfangen. Thomas Riedrich von der Bürgerinitiative "Brennerdialog Rosenheimer Land" als Wortführer der Kritiker nannte die geplanten Gleise "die größte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg, die auf unseren Landkreis zugekommen ist". Die Bürgerbeteiligung, mit der die Bahn die Gemeinden bei der Trassensuche ins Boot holen will, ist für Riedrich "gescheitert", den Neuanfang, den Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt 2017 zugesagt hatte, habe es nie gegeben. Nun hat auch Scheuer ankündigt, über die Beteiligung sprechen zu wollen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4297683
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 22.01.2019/haeg/cck
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.