In der oberbayerischen Stadt Rosenheim wird es auch in Zukunft keine Biotonnen geben. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Einführung eigener Tonnen für Speisereste, Küchen- und Gartenabfälle am Sonntag mit einer großen Mehrheit von 72,3 Prozent der abgegebenen Stimmen abgelehnt. Mehr als 16 000 Rosenheimer stimmten in dem Bürgerentscheid stattdessen dafür, dass die Stadt eine größere Zahl entsprechender Sammelcontainer an Wertstoffinseln aufstellen soll.
Wie die Rosenheimer künftig ihren Biomüll entsorgen sollen, beschäftigt die Stadtpolitik schon geraume Zeit. Bis dato ist die Stadt Rosenheim das letzte größere Gebiet in Bayern, auf dem es trotz einer europaweiten Pflicht zur getrennten Müllsammlung praktisch gar kein nennenswertes System zur Entsorgung von Biomüll gibt. Die Stadt hält für ihre rund 64 000 Einwohner nach eigenen Angaben lediglich an zwei Standorten Presscontainer bereit, die sich nur mit einem bei der Stadtverwaltung abzuholenden Chip öffnen und befüllen lassen. Zusätzlich gibt es einen Bio-Container an einem Wertstoffhof.
Nach längerer Debatte hatte sich der Rosenheimer Stadtrat vor zwei Jahren zu dem Beschluss durchgerungen, Biotonnen einzuführen, wie sie die meisten Bayern schon lange vor der Haustür stehen haben. Dagegen regte sich allerdings Widerstand beim Rosenheimer Seniorenbeirat. Biotonnen nähmen zu Hause zu viel Platz weg und verursachten unnötig hohe Müllgebühren, lautete die Kritik. Der Seniorenbeirat sammelte zwar genügend Unterschriften für ein Bürgerbegehren, scheiterte damit aber an einer Formfrage. Dies nahm der Stadtrat zum Anlass, das Thema den Bürgern per Ratsbegehren zur Abstimmung zu stellen.
Am Bürgerentscheid am Sonntag haben sich knapp die Hälfte der Wahlberechtigten beteiligt, das nötige Zustimmungsquorum für einen gültigen Beschluss wurde damit weit übertroffen. Dies zeige, dass es richtig war, den Bürgerentscheid herbeizuführen, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) am Montag. „Die Rosenheimerinnen und Rosenheimer haben eindeutig entschieden, und jetzt liegt es an uns, dieses Votum umzusetzen.“ Nun werde zunächst der künftige Bedarf an Containern sowie an Personal und Fahrzeugen zu deren Leerung ermittelt.