Für eine Sache zu streiten, in der Auseinandersetzung aber moderat zu bleiben und seinem Gegenüber freundlich zu begegnen, diese Fähigkeit schwindet in den aktuellen Diskursen rapide dahin. Das glatte Gegenteil dieser Unversöhnlichkeit verkörperte der Landshuter Naturschützer Paul Riederer, der stets auf vorbildliche Weise demonstrierte, wie man eine strittige Sache zum Wohle aller Beteiligten händeln sollte. Riederer vertrat seine Meinung ruhig und sachlich, aber mit Nachdruck. Seine respektvolle Art verschaffte ihm auch bei jenen, die anderer Meinung waren, Anerkennung. Würden in den aktuellen politischen Debatten alle so ruhig und besonnen argumentieren und agieren wie er, die Welt wäre wohl um etliches friedlicher.
Riederer war nicht nur ein Pionier in Sachen Naturschutz in Bayern - unter anderem wurde auf sein Betreiben hin der frühere Standortübungsplatz in Landshut als Naturschutzgebiet ausgewiesen -, sondern auch im Widerstand gegen die Nutzung der Atomkraft. Als die Atomkraftwerke in Niederaichbach und Ohu gebaut wurden, trat er als einer der ersten Mahner auf. "Das interessierte damals niemanden", sagte er oft. Was aber nicht verhinderte, dass er eine treibende Kraft im Widerstand gegen die Atomkraft wurde. Eines seiner Lebensziele, die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland, hat er noch erlebt.
Riederer, der als gelernter Schriftsetzer und Korrektor auch ein Meister der Sprache war und sich politisch von keiner Seite vereinnahmen ließ, erhielt unter anderem die Bayerische Umweltmedaille, die Bayerische Verfassungsmedaille und die Große Verdienstnadel des Bundes Naturschutz.
Bis zuletzt war Paul Riederers Rat gefragt, er nahm wie immer regen Anteil am Zeitgeschehen. Wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag ist er nun in seiner Heimatstadt Landshut gestorben.