Süddeutsche Zeitung

Sylvensteinspeicher:Ein Kran und 21 Tonnen Stahl gegen die Wassermassen

Im Sylvensteinspeicher wird das Wasser abgelassen - das erfordert schweres Geschütz. Zum Vorschein kommt der Ort Fall, der vor einem halben Jahrhundert dem Stausee weichen musste.

Wo einst das Dorf Fall stand, war in den vergangenen Jahrzehnten meistens nur Wasser. Der Ort wich einem Stausee, von seinen Mauern war nichts mehr zu sehen - bis jetzt. Die Abflüsse des Sylvensteinspeichers müssen regelmäßig kontrolliert und saniert werden, dazu wurde nun das Wasser abgelassen. Der Grundablassstollen ist einer von zwei Abflüssen des Stausees. Der Triebwasserstollen war 1999 dran, jetzt ist der Grundablassstollen an der Reihe. Dafür muss eine Stahlplatte den Einlauf in den Stollen blockieren, die Revision kann nur bei niedrigem Wasserstand gemacht werden. Hier wird die Platte transportiert.

Damit die Dichtung der 21 Tonnen schweren Stahlplatte nicht beschädigt wird, wird sie vorsichtig von einem Kran angehoben.

Auch für die Arbeiter kein gewöhnlicher Anblick: Sie halten ihn mit ihren Smartphones fest.

Um den Kran zu stabilisieren, braucht es ein Gegengewicht.

Die Stahlplatte wird am Einlauf des Grundablassstollens eingesetzt. Die Arbeiten dauerten zwei Stunden, dann saß die Platte.

Nebeneffekt dieser Arbeiten bei abgesenktem Wasserspiegel: Die Grundmauern des alten Dorfes Fall tauchen langsam wieder auf.

Mitte der Fünfziger Jahre wurde das Tal aus Gründen des Hochwasserschutzes und der Energiegewinnung geflutet. Das alte Dorf Fall wurde um wenige hundert Meter umgesiedelt und steht nun einen Kilometer entfernt am südlichen Rand des Stausees.

Das schwindende Wasser gibt die Sicht frei auf das, was darunter lag. Blick nach Osten von der Sylvensteinbrücke, die den Stausee in Nord-Süd-Richtung überquert.

Wegen ihrer Schönheit wird die Landschaft auch bayerisch Kanada genannt - Blick nach Südwesten in Richtung der Gegend des noch jungen Isartals.

Spaziergang in die Vergangenheit: Neugierige lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen und steigen hinab auf den Seegrund, um die sichtbaren Überbleibsel des Dorfes aus der Nähe zu betrachten.

Die Fundamente sind gut zu erkennen - aber kein Kirchturm, entgegen der Legende.

Erst 2016 soll der Sylvensteinspeicher wieder aufgestaut werden.

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