Landgasthof Zeidlmaier:Solides Handwerk mit kulinarischen Slapsticks

Kostprobe Landgasthof Zeidlmaier

Für gehobene Kleinkunst reicht es im Landgasthof Zeidlmaier allemal. Kulinarische Höhenflüge aber sind nicht zu erwarten.

(Foto: Lukas Barth)

Der Landgasthof Zeidlmaier in Rohrbach an der Ilm ist ein bayerisches Wirtshaus mit großen Ambitionen. Die werden allerdings nicht immer erfüllt.

Von Marcelinus Sturm

Rohrbach an der Ilm liegt etwa 60 Kilometer nordöstlich von München in der Hallertau, heuer feiert es sein 1150-jähriges Bestehen. Am Samstag etwa lud die Freiwillige Feuerwehr zum "Fest der Biere", am kommenden Samstag ist "Schupfafest" im Ortsteil Waal (es wird also in einem Schuppen, einem Stadl gefeiert). Von München aus fährt man mit dem Zug in gut 40 Minuten hin und fällt dort vom Bahnsteig direkt in den Landgasthof Zeidlmaier (na ja, knapp 100 Meter muss man schon noch gehen). Der Zeidlmaier Kare, der das Wirtshaus bis vor gut zehn Jahren noch selbst führte, verstand immer schon etwas von gutem Essen und gehobener Küche und hat seit jeher eine Schwäche für Kunst und Kultur. So zeigt das Wirtshaus häufig aktuelle Kunst.

Und weil Zeidlmaier auch mit Gerhard Polt befreundet ist, gibt es bis dato immer wieder Kabarett im Wirtshaussaal. Den Gasthof hat er aber 2008 seinem Neffen Christian Kroiß überlassen. Der hat als Koch im Tantris bei Hans Haas gearbeitet und im Berliner Ritz-Carlton bei Thomas Kellermann. Erste Adressen also. Und so haben Kunst, Kabarett und bessere Küche auch in Rohrbach eine Heimat, wie das in vielen Wirtshäusern im Münchner Speckgürtel inzwischen der Fall ist.

Für Kunst und Kultur ist Marcelinus Sturm nicht so zuständig, für die Küche schon. Grund genug also, beim Zeidlmaier einmal nachzuschauen, was die den so hergibt, die Referenzen des Küchenchefs sind ja schließlich nicht die schlechtesten.

Beginnen wir mit den Suppen, wie sich das in einer bayerischen Wirtschaft gehört. Die Rinderkraftbrühe mit Leberspätzle (5,00 Euro) ist über jeden Zweifel erhaben, natürlich ist sie hausgemacht - kräftig und schön konzentriert, aber nicht überwürzt. So wünschen wir uns das. In der Kräuterschaumsuppe (5,00) hingegen war ein bisschen viel Sahne eingearbeitet, und wenn uns die Geschmacksnerven nicht ganz trogen, dann war da an der Produktion auch ein kleines Küchenhelferlein beteiligt, mit dem Namen Fondor etwa.

Unter den Vorspeisen stach der marinierte Spargel hervor (7,50), er war angenehm säuerlich eingelegt, die Soße aus gehacktem Ei und Eigelb mit Schnittlauchröllchen bot einen hübschen Kontrast dazu. Weniger überzeugend war der hausgebeizte, kalte Graved Lachs auf Salatbukett mit Honig-Senf-Sauce (9,50), der verwirrenderweise noch mit einem lauwarmen Graved Lachs auf der Tageskarte konkurrierte. Der war etwas teurer und obendrein schon kurz nach 19 Uhr aus, sodass uns der direkte Vergleich verwehrt blieb. Die kalte Variante war jedenfalls eher belanglos.

Zwiebelrostbraten für Vegetarier

Wenn Wild Saison hat, dachten sich Sturm und seine Begleitung, dann probieren wir auch Wild. Es lief auf ein Gulasch von der Gams (16,50) und auf eine geschmorte Wildschweinkeule mit Wildsauce, Spätzle, Pilze, Preiselbeeren und Salat hinaus (18,50). Das Gulasch war schön sämig, allein mit der Beigabe von Preiselbeeren in die Sauce hatte es der Koch etwas zu gut gemeint, sie kam dann doch recht süß und marmeladig daher. Das Fleisch war recht durchwachsen und flachsig, aber gut.

Die Wildschweinkeule hatte nicht den allzu rassen Eigengeschmack, den dieses Tier gern mit sich bringt, und die Sauce dazu war offenbar keine reine Wildschweinsauce. Damit kann man aber leben. Die Spätzle hätten dafür eine Idee frischer sein dürfen: dass sie unter der Wärmelampe auf den Gast gewartet hatten, merkte man ihrer Konsistenz an. Tadellos war der Salat vorneweg. In Frische, Geschmack, Dressing und Vielfalt hob er sich sehr löblich von üblichen bayerischen Wirtshaussalaten. Fast bekam man Lust auf einen ganzen Salatteller, wie ihn die Vegetarier hier für 10,50 Euro ordern können.

Kostprobe Landgasthof Zeidlmaier

Ein klassischer Gasthof auf dem Land.

(Foto: lukasbarth.com)

Wenn man so will, dann ist auch der Zwiebelrostbraten (24,50) etwas für Vegetarier. Beim Anblick des Tellers stutzt man erst mal, denn neben den perfekten Bratkartoffeln häuft sich da ein gewaltiger Berg Röstzwiebeln, unter dem vorwitzig ein wenig Bratensoße hervorlugt. Offenbar ist der Koch so stolz darauf, die Zwiebeln selbst zu rösten und nicht aus dem Convenience-Eimer zu holen, dass er den Gästen gerne etwas mehr davon gönnt. Grob geschätzt waren es 300 Gramm, jedenfalls deutlich mehr als das saftige, tadellose Bratenstück darunter, das man nach längeren Ausgrabungsarbeiten dann doch noch entdeckte. Ein andermal überraschte das Iberico-Schwein (22,50) durch eine Soße, die kaum vom Braten kommen konnte, das gebratene Zanderfilet mit Risotto (21,50) war ein ganz ordentliches Zanderfilet mit Risotto, aber auch nicht mehr.

Uneingeschränkt zu empfehlen sind dafür wieder die Desserts, etwa das weiße Mousse au Chocolat mit Mandarinensorbet (7,50) und die Spezialität des Hauses, das frisch gerührte Sauerrahmeis mit Blaubeerkompott (6,50).

Der Service, an normalen Tagen zuvorkommend, war in jeder Hinsicht überfordert, wenn der Andrang groß ist. Mal kam er eine halbe Ewigkeit lang gar nicht, dann wieder in Gestalt zweier verschiedener Bedienungen kurz hintereinander und hörte dann nicht so genau hin. Was dann zwangsläufig zu irritierten Nachfragen und Umbestellungen führt.

Zusammenfassend muss man sagen: Kulinarische Höhenflüge sehen anders aus, aber für gehobene Kleinkunst reicht es allemal.

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